Vom Waschen und Reinigen des Leichnams und vom Gebet, welches diejenigen verrichten sollen, die sich mit der Bestattung des Toten beschäftigen.
Die amtierenden Mitglieder der Chewrah Kadischah sollen zu jeder Zeit mit Ernst und Würde ihres Amtes walten. Rauchen, Gespräche die nicht mit der Taharah im Zusammenhang stehen, und leichtfertige Bemerkungen haben zu unterbleiben. Beim Waschen und Reinigen der Leiche muss man dieser Achtung und Ehrerbietung erweisen, die man dem Menschen im Leben bezeugen würde.
Es ist zu gewährleisten, dass zu keiner Zeit die Hände und Füße herabhängen. Soweit wie möglich soll die Leiche durch ein Tuch bedeckt bleiben und die Waschung unter diesem stattfinden.
Vor Beginn der Reinigung der Leiche spricht einer der Amtierenden (oder alle zusammen) folgendes Gebet:
(Haben es nicht alle gemeinsam gebetet, antworten die Zuhörenden am Ende mit:
A m e n !)
Das Gebet in der Lautschrift:
ANA ELOHEJ HACHESSED WEHARACHAMIM, SCHEKOL OR’CHOTEJCHA CHESSED WE’EMET, WEZIWITANU LA’ASSOT CHESSED WE’EMET IM HAMETIM, ULHIT’ASSEK BIK’WURATAM, KEMO SCHEKATUW, KI KAWOR TIK’BERENU.
UWCHEN JEHI RAZON MILFANEJCHA, ADONAI ELOHENU, SCHET’AMZENU UTCHAS’KENU LA’ASSOT MELACHTENU MELECHET SCHAMAJIM SO KARA’UJ, HEN BETAHARAT HAMET, HEN BILWISCHATO UWIK’WURATO, WETISCH’MERENU MIKOL NESEK UTKALA, SCHELO NIKASCHEL BEMA’ASSE JADEJNU.
LEKAJEM BANU HAMIKRA SCHOMER MIZWA LO JEDA DAWAR RA.
WETA’AMOD LANU SECHUT MIZWAT GEMILUT CHESSED WE’EMET LEMAL’OT JAMEJNU BETOWA.
WECHESSED ADONAI ALEJNU LE’OLAM.
Einer der Amtierenden liest dann eine Übersetzung in der Landessprache:
Ach, Ewiger, Gott der Gnade und der Barmherzigkeit, alle deine Wege sind Gnade und Treue.
Du hast uns geboten den Verstorbenen Liebe und Treue zu erweisen und sie zu bestatten, wie es geschrieben steht: „Denn du sollst ihn wahrlich begraben“. ( Dt. 21,23 )
So möge es dein Wille sein, Ewiger unser Gott, uns zu festigen und zu stärken, dass wir diese Pflicht erfüllen mit stetem Hinblick auf das Himmlische, das uns erwartet; daß wir das, was wir für die Bestattung der Toten unternehmen, mit Liebe und Treue korrekt ausführen.
Bewahre uns vor Schaden und Irrtum, auf dass wir nicht fehlen im Werk unserer Hände.
Erfülle an uns die Verheißung der Schrift: „Wer Gottes Gebote beachtet, dem wiederfährt nichts Böses“.
Möge der Verdienst der Erfüllung deiner Vorschrift dass, was wir in Liebe geübt und in Treue beobachtet, uns beistehen, ein langes, glückliches Leben zu erreichen, und möge die Liebe und Güte des Ewigen uns immerdar begleiten!
( Am e n ! )
Der ganze Körper wird nun mit lauwarmen Wasser gewaschen. Zu keiner Zeit darf die Leiche auf den Bauch gelegt werden. Das Waschen geschieht, vom Kopf anfangend, abwärts bis über die Füße. Dabei werden oft Verse aus dem Lied der Lieder gesprochen.
Zum gegebenen Zeitpunkt verdeckt jemand den Mund des Verstorbenen, damit kein Wasser in denselben hineinrinnt.
Die Nägel der Hände und der Füße werden mit einem Nagel oder einer Feile gereinigt.
Danach findet die eigentliche Taharah statt:
9 Kawin Wasser (ungefähr 27 Liter) werden über den gesamten Körper gegossen. Man kann das Wasser aus mehreren Gefäßen (1 Behälter mit 3 Liter) gießen.
2 Personen gießen 4 Behälter,
3 Personen gießen 3 Behälter,
4 Personen gießen 2 Behälter.
Sobald der Inhalt des ersten Gefäßes zu versiegen droht, beginnt man aus dem zweiten Gefäß zu schütten, und gleichermaßen aus dem dritten, wenn das zweite leer wird. Der Strom des Wassers muß regelmäßig und ununterbrochen fließen.
Dabei spricht man:
WESARAKTl ALEJCHEM MAlM TEHORlM, UTHARTEM MIKOL TUMOTEJCHEM UMIKOL GlLULEJCHEM ATAHER ET’CHEM.
Die Übersetzung lautet:
Ich sprenge über euch reines Wasser, dass ihr rein werdet; von all euren Unreinheiten und von all euren Götzen will ich euch rein machen. ( Ez. 36,25 )
Der Körper liegt während des Waschens mit dem Gesicht aufwärts gekehrt; danach legt man ihn auf die rechte Seite und wäscht ihm die linke Seite und einen Teil des Rückens, und endlich auf die linke Seite und wäscht die rechte Seite und den anderen Teil des Rückens, und dann wird er auf den Rücken gelegt.
Die Leiche wird mit einem Tuch abgetrocknet. Man hält dieses trockene Tuch über die Leiche und zieht das nasse Tuch darunter hervor, und trocknet sie überall, unter den Armen, zwischen den Füßen, den Fingern, den Zehen, und die Haare gut ab. Man kann ein wenig Wein mit Ei in der Eierschale zusammenschlagen und damit die Haare des Verstorbenen waschen. Auf jeden Fall sollen die Haare gekämmt werden.
Tachrichim
Die Einkleidung des Leichnams mit den Sterbekleidern (Tachrichim): Zuerst setzt man ihm eine Mütze, bei Frauen eine Haube auf den Kopf, zieht ihm hiernach Strümpfe (Socken), und den Totenkittel (Sargness) an.
Alles was an Kleidung zugebunden werden muß, wird nicht zweimal geknüpft (geknotet), sondern wird zugedreht und in den Bund gesteckt.
Etwas Erde aus Erez Jisrael kann untergelegt oder ganz in den Sarg (Aron-Metim) gestreut werden.
Der Gebetsmantel (Tallit) im Falle eines Mannes, wird unter das Tuch, in dem die Leiche in den Sarg gebettet wird, gelegt, damit er dann um seine Schultern gelegt werden kann. Vorher werden die Schaufäden (Zizit) abgeschnitten und die Tallit-Borte (Atarah) abgetrennt, um anzuzeigen, das ein Toter von der Pflicht der Mizwot entbunden ist. Hiernach wird der Gürtel quer in den Sarg gelegt.
Alsbald wird der Tote an den Armen und an den Fußfesseln gefasst, vom Waschtisch gehoben und in den Sarg gelegt. Eine weitere Person der Chewrah achtet unbedingt darauf, das der Kopf des Verstorbenen nicht achtlos nach hinten hängt.
Im Sarg liegen die Füße gerade nebeneinander, die Arme werden gerade an den Seiten der Leiche, den Sargwänden entlang gelegt. Der Gürtel wird nach der oben beschriebenen Weise um den Bauch zugebunden.
Der Körper wird in das Tuch eingehüllt und beim Mann der Tallit um die Schultern gelegt. Der Sargdeckel wird verschlossen.
Auf der Kopfseite wird ein kleiner erkennbarer Davidstern gemalt und der Sarg mit einem schwarzen Tuch zugedeckt. Die Fußseite kommt gegen die Tür, aus welcher der Tote hinaus- getragen werden soll.
Beim Toten
Es ist geschehen. Der geheimnisvolle Tod ist gekommen. Der Mal’ach ha-Mawet, der Todesengel, ist gegangen und hat das Leben mitgenommen, das wir im allgemeinen als so normal, augenfällig und selbstverständlich betrachten und das uns auf einmal ebenso unerklärlich, so rätselhaft wie der Tod vorkommt.