Schulchan aruch

Der Schulchan aruch (hebr. der „gedeckte Tisch“) wurde von Joseph Karo (1488-1577), einem Rabbiner im galiläischen Safed, verfasst. Karo hatte bereits einen Kommentar zu den „Arba’a Turim“ des Jakob ben Ascher verfasst. Am Schulchan, welcher die Quintessenz aus diesem größeren Werk bildet, arbeitete er über 20 Jahre. Die erste Ausgabe erschien in Venedig 1565.

Der „Schulchan aruch“ zerfällt, wie die „Arba’a Turim“ (hebr. „Vier Säulen“), in vier Abteilungen:

I. Orach Chajim, d.h. „Weg zum Leben“ (Vgl. Psalm 16, 11).
Diese Abteilung enthält die gesetzlichen Bestimmungen über das tägliche häusliche wie synagogale Leben im Jahreslauf. Dieselbe ist in siebenundzwanzig Kapitel mit 697 Paragraphen unterteilt, von denen wieder ein jeder mehrere Teile hat.
II. Jore De’a, d.h. „er lehrt Kenntnis“ bzw. „Lehrer der Erkenntnis“ (Vgl. Jesaja 28, 9).
35 Kapitel mit 403 Paragraphen handeln von jüdischen Speise- und Reinigungsgesetzen und vielen weiteren Vorschriften bis zu den Trauergesetzen.
III. Ewen haEser, d.h. „Stein der Hilfe“ (Vgl. Samuel 4, 1; 5, 1; 7, 12)
behandelt in 5 Kapiteln mit 178 Paragraphen die Ehegesetze.
IV. Choschen haMischpath, d.h. „Brustschild des Rechts“ (Vgl. Exodus 28, 15, 30)
enthält in 29 Kapiteln mit 427 Paragraphen das gesamte Zivil- und Kriminalrecht.

Da sich in manchen untergeordneten Punkten Differenzen zwischen den rechtskräftigen Gewohnheiten der Sephardim und Aschkenasim ausgebildet hatten, schrieb Moses Isserles, der von 1550 bis zu seinem Tod 1572 als Rabbiner in Krakau amtierte und ebenfalls einen Kommentar zu den „Arba’a turim“ unter dem Titel „Darkej Moscheh“ (hebr. „die „Wege Moses“), verfasst hatte, Zusätze und Berichtigungen zu allen vier Teilen des Schulchan, welche bei den abendländischen Juden ganz dasselbe Ansehen wie Karos Worte erhielten.

Bald nach der Vorrede des Karo aber auch der des Isserles begann die Kommentierung der Schulchan-Abteilungen, wobei die ältesten von Schülern des Isserles stammen. Danach kamen unzählige weitere Kommentare bis zur Gegenwart hinzu. Unter den aschkenasischen Juden hat der zusammenfassende Kizur Schulchan Aruch von Rabbiner Schlomo Ganzfried (1804-1886) aus Ungarn besondere Geltung erhalten, unter den orientalischen Juden der Ben Ish Chai von Josef Chaim (1832-1909) aus Bagdad, der ebenfalls eine Zusammenfassung des Schulchan Aruch darstellt, genauso wie die sechsbändige „Mischnah brurah“ des Chafez Chajim (1838-1933, Polen).