Israel Meir haKohen (1838-1933): Der Chafez Chajim

Der als „Chafetz Chaiim“ bekannte Rabbiner Israel Meir haKohen zählt zu den wichtigsten Persönlichkeiten im neuzeitlichen Judentum. Er wurde am 06-02-1838 in ärmlichen Verhältnissen in Polen geboren.

Bis zu seinem zehnten Lebensjahr wurde er von seinen Eltern unterrichtet. Danach sandten sie ihn nach Wilna zur Schule und in die Jeschiwah. Später lehnte er die Stelle des Gemeinderabbinats in Radin (Polen), die seinen Lebensunterhalt abgesichert hätte, ab. Statt dessen unterstützte er seine Frau, die ein kleines Lebensmittelgeschäft betrieb.

Neben der Buchführung schrieb er täglich persönliche Berichte, um sich noch einmal Rechenschaft abzulegen über seine Taten. Er führte Buch über seine Zeit, die ihm sehr kostbar war und die er in der Hauptsache mit dem Talmud Torah, dem Studium der g’ttlichen Lehre, verbrachte, um sein Wissen anschließend mit den einfachen Menschen zu teilen.

Er hatte nie die Absicht, eine Jeschiwa zu gruenden, als sich in den späten 1860er Jahren aber immer mehr Studenten um ihn scharten, sprach man von seinem Heim oft als der „Chafetz Chajim Jeschiwah“. Erst nach 40 Jahren erhielt diese Jeschiwah ein eigenes Gebäude.

Abb.: Der Chafetz Chajim vor seinem Haus in Radin, umgeben von Ratsuchenden und Schülern.

Sein erstes Werk „Chafez Chajim“ erschien 1873. Ihm verdankte er seinen späteren Beinamen.

Das Buch baut auf Davids Psalm 34 auf:

12 Wer ist, der Leben begehrt (hebr. haChafez Chajim) und gerne gute Tage hätte?

13ff Behüte deine Zunge vor Bösem und deine Lippen, dass sie nicht Trug reden. Lass ab vom Bösen und tue Gutes; suche Frieden und jage ihm nach…

17ff Wenn die Gerechten schreien, so hört der Ewige und errettet sie aus all ihrer Not. Der Ewige ist denen, die zerbrochnen Herzens sind, nahe. Und er hilft denen, die ein zerschlagenes Gemüt haben. Der Gerechte muss viel Leiden; aber der Ewige hilft ihm aus alldem…

Das Werk stellte die Bedeutung der Gesetze gegen Verleumdung und Klatsch ins Zentrum seiner Betrachtungen. Auch spätere Bücher (Schmirath haLaschon) bezogen sich auf dieses zentrale Thema, dem er auch ein Morgengebet verfasste.

Das umfangreichste Werk ist jedoch sein sechsbändiger Kommentar zum Schulchan Aruch, die „Mischna Brurah“.
Weitere Werke sind „Ahawat Chessed“ (über Wohltätigkeit), „Machaneh Israel“ (praktische Vorschriften für jüdische Soldaten) oder „Nidechej Jisrael“, in dem er Juden, die nach westlichen Laendern, vor allem in die USA und nach Kanada, auswanderten, zum Festhalten am Judentum und den Geboten ermutigte.

Er reiste viel und war auch politisch aktiv. Als einer der Gründer und spirituelles Haupt der Agudath Jisrael, eröffnete er 1912 deren erste Weltkonferenz.

Am 24. Elul 5693 verstarb er im Alter von 95 Jahren (1933). Begraben liegt er in Radin.