Geschichten und Gebräuche zu Purim

Von Chabad München

Geschichte

Purim ist ein eintägiges Fest, das am vierzehnten Tag des Adar (dieses Jahr am 12. März) begangen wird. Es gedenkt der Errettung der jüdischen Gemeinde in Persien vor den teuflischen Mordplänen des Haman.

Die Ereignisse, die im Buch Esther beschrieben werden, trugen sich im Jahre 450 vor der Zeitrechnung zu. Der Name Purim leitet sich vom Wort pur ab, was Lotterie bedeutet, die Methode, die Haman verwendet hat, um das Datum auszuwählen, an welchem er seine Horden zu einem allgemeinen Massaker auf die Juden loslassen wollte.

Die Pläne des Haman wiesen unheilvolle Parallelen zu den Plänen vieler anderer Herrscher auf, die über die Jahrhunderte jene Länder regierten, wo Juden lebten.

Die prekäre Art des Überlebens der Juden in zahllosen Ländern der Diaspora, wo ihr Leben oft von den Launen und Stimmungen der örtlichen Herrscher abhing, wird in der Purim-Geschichte auf den Punkt gebracht.

Die plötzliche Wende der Geschehnisse in der Purim-Geschichte, in der sich das Blatt unvermutet gegen den Unterdrücker wendet und die jüdische Gemeinde in die Lage bringt, sich selbst gegen Angriffe zu verteidigen, hat einen Funken der Hoffnung und Ermutigung für die unterdrückten und erniedrigten jüdischen Gemeinden aller Jahrhunderte gebracht.

Das Fasten der Esther

Ta’anith Esther: Vor dem Purim-Feiertag, am 13. Adar, war es den Juden in Persien durch ein königliches Dekret gestattet, jeden von Hamans Verbündeten zu bekämpfen, der versuchte, ihnen zu schaden. Sie begleiteten ihre Kämpfe mit Gebeten und Fasten.

In Erinnerung an ihr Fasten ist es üblich, jedes Jahr am 13. Adar zu fasten. Das Fasten beginnt vor Sonnenaufgang und endet etwa 35 Minuten nach Sonnenuntergang.

Mahazith haShekel

Zusätzlich zur Verteilung von Geschenken an Bedürftige ist es auch üblich, die Zeremonie Machazit Ha-Schekel (halber Schekel) zu begehen.

In der Thora Parashath KiTissa (Exodus 30:11-16) wird uns geboten, dass jeder Jude ab dem 20. Lebensjahr einmal jährlich einen halben Schekel für den Tempel spendet, um die Kosten der öffentlichen Opfer zu decken. Die Talmud-Weisen legten fest, dass diese Spenden während des Monats Adar zu leisten seien, des Monats, in dem wir Purim feiern.

Als Erinnerung an die halben Schekel, die zum Tempel gebracht worden waren, spenden die Juden auch heute noch eine ähnlich Summe für einen besonderen wohltätigen Zweck.

Um das Konzept des halben Schekels aufrechtzuerhalten, haben spätere Gelehrte vorgeschlagen, dass die finanzielle Einheit, die normalerweise eine Hälfte bedeutet, verwendet werden soll, auch wenn die zeitgenössischen Währungen voneinander abweichen: zum Beispiel einen halben Dollar, ein halbes Pfund Sterling, eine halbe Mark usw. Da die Thora in diesem Zusammenhang die Worte “halber Schekel“ drei Mal nennt, geben wir drei Münzen, die den oben genannten entsprechen.

Die biblische Einschränkung dieser Verpflichtung auf Zwanzigjährige oder Ältere wird streng gehandhabt; auch Kinder werden zum Spenden erzogen.

Die vier Mizwot von Purim

Die mit Purim verbundenen Bräuche basieren auf dem folgenden Zitat aus dem Buch Esther: “Und Mordechai schrieb diese Dinge und sandte Briefe an die Juden… um sie zu versammeln, dass sie den vierzehnten Tag des Monats Adar hielten… dass sie dann Tage des Fastens und der Freude verbringen sollten, und dass sie einander Speisen schickten und Geschenke für die Armen.
Und die Juden nahmen es auf sich, dies zu tun… und auf ihre Abkömmlinge, und auf alle, die sich ihnen anschlossen… dass sie diese zwei* Tage entsprechend dieses Schreibens und entsprechend der vereinbarten Zeit hielten, jedes Jahr.“ (Esther, 9:20-23:27)

Da die Hauptstadt Schuschan am fünfzehnten feierte, sollten Städte wie Schuschan, die seit den “Tagen des Joschua“ von einer Mauer umschlossen waren, Purim einen Tag später feiern, am 15. Adar. Dieser Tag wird nun Schuschan Purim genannt. In Jerusalem wird Purim am 15. des Monats gefeiert, statt am 14.

Das Lesen der Megilah

Sowohl Männer als auch Frauen sind aufgefordert, der Lesung der Megilla zweimal zuzuhören. Auch Kinder sollte man dazu erziehen, diese Pflicht zu erfüllen und die Synagoge zu besuchen.
Viele folgen dem Brauch, jedes Mal wenn der Name Hamans erwähnt wird, Lärm zu machen oder “Ratschen“ (lärmendes Spielzeug) zu wirbeln. Dieser Brauch stammt aus dem biblischen Gebot, “den Namen Amaleks auszulöschen“, des ersten Gegners, der die Juden nach ihrem Auszug aus Aegypten angriff (Haman war Abkömmling der Familie Amaleks).

Mischloah Manoth

Purim ist ein Fest der Einheit und Freundschaft, durch die es gelungen war, das Wunder geschehen zu lassen. Dieser Einheit und Freundschaft wird gedacht, indem man Freunden und Angehörigen Speisen zum Geschenk macht. Um dieser Verpflichtung nachzukommen, sendet man ein Geschenk, das aus mindestens zwei verschiedenene Sorten essfertiger Lebensmittel besteht, an mindestens eine Person. Diese Geschenke sollten durch einen Dritten überreicht werden, denn sie werden in der Megilla ‚Mischloach Manot‘ genannt (das Senden von Geschenken).

Geschenke für Bedürftige

Sich um Bedürftige zu kümmern, ist während des ganzen Jahres Pflicht des Juden. Doch dem Purim-Fest wird eine besondere Bedeutung verliehen, wenn wir armen Menschen helfen, ihr eigenes Purim feiern zu können und so zeigen, dass wir immer noch ein Volk sind, das durch einen gemeinsamen Bund vereint sind. Mordechai und Esther haben bestimmt, dass Purim auf diese Weise gefeiert werden soll. Die Mitzwa ist erfüllt, wenn man mindestens zwei bedürftigen Menschen Geschenke macht. Maimonides hat festgehalten, dass man für die Mitzwa, Bedürftige zu beschenken, höhere Aufwendungen machen soll als für alle anderen Mitzwot von Purim. Man sollte auch kleine Kinder anhalten, diese Mitzwa zu erfüllen.

Die Purim-Mahlzeit

Ein vierter Purim-Brauch lautet “Esst, trinkt (laut Talmud soll man Alkohol trinken) und seid fröhlich“. Man sollte am Purim-Tag ein festliches Familien-Mahl veranstalten. Üblicherweise beginnt die Mahlzeit am Nachmittag und dauert bis in die Abendstunden.

Maskierung

Es gibt viele Begründungen, warum man zu Purim Masken und Kostüme trägt. Eine davon basiert auf der Tatsache, dass G’ttes Name kein einziges Mal in der Megilla erwähnt wird. Dennoch spüren wir in den ausführlichen Details der Megilla die unverwechselbare Präsenz der G’ttlichen Vorhersehung. Je genauer wir die Begebenheiten im menschlichen Leben betrachten, desto mehr entdeckten wir, dass jeder “Zufall“, jedes nebensächlich wirkende Ereignis bis ins Detail von der Hand des Allmächtigen, Gelobt sei ER, gelenkt wurde. Auf die gleiche Weise soll das Konzept der Maske die Art und Weise ausdrücken, in der G’tt die Geschehnisse von Purim lenkte. ER hat sie gelenkt, wenn auch nicht sichtbar, als hätte ER eine Maske getragen.

–> Ein Brief des Rebbe von Lubawitsch Menachem M. Schneerson, s“l, vom 7. Adar 5713 (1953):
Das Geheimnis unseres Überlebens