Gedanken zum Elul

G’tt, hilf mir, dass ich mich in diesen Tagen des Monats Elul auf das neue Jahr vorbereiten kann mit allen seinen Verheißungen, mir neues Leben an Körper und Seele zu bringen. Hilf mir, mich den Fragen zu stellen, denen ich lieber aus dem Weg gehen würde.

Hilf mir, Wahrheiten anzunehmen, die unangenehm sind. Ich möchte den Weg zum Licht gehen, aber dieser Weg liegt verborgen unter den Versprechungen, die ich nicht gehalten habe, und unter den guten Taten, die ich anderen schuldig geblieben bin.

Mögen die Worte der Vergangenheit mir den Weg zur Umkehr zeigen. Ich mache mich nun auf den Weg der Reue. Begegne mir, G’tt, während ich diesen Weg gehe.

Die folgenden Abschnitte dienen, wie der gesamte Monat Elul, der Vorbereitung auf die Hohen Feiertage.


Was sind wir?
Was ist unser Leben?
(bJoma 87b)

Pirkej Awoth – Sprüche der Väter 1,14

Wenn nicht ich für mich,
wer dann für mich?

Wenn ich nur für mich,
was bin ich?

Und wenn nicht jetzt,
wann dann?

Ein Weiser sah eines Tages jemanden, der in großer Sorge war.
Er fragte: „Machst du dir Sorgen um dein Leben in dieser Welt? Dann möge G’tt deine Sorge verkleinern. Oder machst du dir Sorgen um dein Leben in der kommenden Welt? Dann möge G’tt deine Sorge vergrößern.“

(Orkhoth Zadikim – Wege der Gerechten)

©Machsor Seder haTfiloth 5758


Den Himmel auf die Erde bringen:
Schalom!

Die Weisheit des Rabbi Schneerson aus New York

Das Zeitalter der Vernunft, der Aufklärung und des Humanismus, die Ära, die Wissen und Verstand als die Erlöser der Menschheit feierte – all das ist gestorben und wurde begraben, als die zivilisierteste und intellektuellste Nation auf der Erde die unvorstellbarsten Gräueltaten beging.

Der Mensch muß, um zu überleben, die Gegenwart dessen, der über ihm ist, spüren und in Ehrfurcht vor Ihm stehen.

Selbst das best-ausgeklügelte sozialpolitische System, entwickelt von den brillantesten Köpfen, ist zum Scheitern verurteilt. Es ist so einfach, unser Gemüt zu bestechen, und es kann alles rechtfertigen. Unsere Gesetze sind immer relativ und anfechtbar. Das einzig dauerhafte System kann deshalb nur eines sein, mit dem die Menschheit nicht herumspielen kann, eines, das wir als von einer höheren Autorität kommend akzeptieren.

Wenn du einem Kind sagst: «Halte dich an diese Vorschrift, sonst wirst du bestraft!», werden zwei Gedanken den Geist des Kindes beschäftigen: Vielleicht wird es ja gar nicht erwischt, und falls es doch erwischt wird, wiegt die Strafe möglicherweise nicht so schwer wie das Vergehen. Das Kind sollte aber erkennen, daß es ein Auge gibt, das immer beobachtet, und ein Ohr, das immer hört – daß es ein Höheres Unsichtbares Wesen gibt, dem es Rechenschaft schuldig sein wird. Das ist die einzige Methode, um Verbrechen überall auf der Welt zu verringern.

In unserem Eifer, Kirche und Staat zu trennen, haben wir alles Höhere, Übernatürliche und Spirituelle aus den Schulzimmem verbannt. Den heranwachsenden Kindern wird heute allein Wissen über eine eindimensionale Welt, die um ihr eigenes Ich kreist, vermittelt. Es gibt kein Erstaunen und keine Ehrfurcht.

Ich war vor dem Krieg in Deutschland, und ich sage euch: „Dasselbe, was damals dort geschah, kann jederzeit überall wieder passieren, wenn Fragen der Moral nicht an den öffentlichen Schulen behandelt werden“.

In den frühen sechziger Jahren wiederholte der Rebbe häufig: „Es wird eine Zeit kommen, in der Rußland den Juden nicht nur erlauben wird, das Land zu verlassen, sondern sie Rußland mit ihrer Auswanderung ins Heilige Land sogar noch einen Dienst erweisen werden. Dann wissen wir, daß die Erlösung unmittelbar bevorsteht“.

Der Kalte Krieg hat nicht aufgrund der Überlegenheit menschlicher Einsicht aufgehört. Krieg hat nie einen Sinn gehabt – und doch führt der «rationale» Mensch seit Jahrtausenden Kriege. Neu ist, daß das Licht von Moschiach begonnen hat, in unserer Welt zu leuchten.

© Den Himmel auf die Erde bringen – Die Weisheit des Rabbi Schneerson aus New York


Denke an uns, damit wir leben,
G’tt; du liebst das Leben!

Schreibe uns in das Buch des Lebens,
um deines Namens willen, lebendiger G’tt!

(Amida für die Hohen Feiertage)

Was hier not tut, ist eine Wendung in der ganzen Fragestellung nach dem Sinn des Lebens: Wir müssen lernen und die verzweifelnden Menschen lehren, daß es eigentlich nie und nimmer darauf ankommt, was wir vom Leben noch zu erwarten haben, vielmehr lediglich darauf: was das Leben von uns erwartet!

Zünftig philosophisch gesprochen könnte man sagen, daß es hier um eine Art kopernikanische Wende geht, so zwar, daß wir nicht mehr einfach nach dem Sinn des Lebens fragen, sondern daß wir uns selbst als die Befragten erleben, als diejenigen, an die das Leben täglich und stündlich Fragen stellt.

(Viktor E. Frankl)

©Machsor Seder haTfiloth 5758


Der große Plan der Schöpfung: Den Himmel auf die Erde bringen

Die Hauptbeschäftigung des Rebbe war das Studium. Er vertiefte sich in die Schriften des Talmud, die Gesetzestexte und ihre Auslegungen, die Kabbala und die Philosophie. Er studierte jeden Aspekt des Reichtums der Torah, prüfte und verglich, stellte Fragen, die andere nicht zu stellen wagten, und bot Lösungen an, die andere noch nicht gefunden hatten.

Es stimmt, dass er eine internationale Organisation von Aktivisten mit Hunderten von Büros rund um den Globus leitete. Es stimmt, dass er jeden Tag säckeweise Post erhielt. Es stimmt, dass er Aktion verlangte und nicht nur Ideen, und doch bestand seine Hauptbeschäftigung – das, worüber er sprach, worüber er schrieb, womit er die meisten Stunden am Tage verbrachte – im Studium der Torah.

Der Rebbe wiederholte oft, dass man mit dem Torahstudium die Welt erobern könne. Und die Art und Weise, in der der Rebbe die Torah erörterte, zeigte genau dies: Jeder Gedanke, jede Lehre stellte einen neuen Ansatz zum Verständnis des gesamten Universums dar. Eine einfache Geschichte oder ein scheinbar trockener Gesetzestext wurden in seinen Händen zu einer Einsicht in das Wirken von Zeit und Raum.

Soviel Zeit mit dem Studium zu verbringen, ist bereits für sich genommen eine aussagekräftige Botschaft. Ein solches Verhalten zeigt: »Das, was ihr von mir seht, der Teil von mir, der sich um die Welt und ihre Angelegenheiten kümmert – das bin ich nicht. Das ist nur ein Abglanz meiner Seele. In Wirklichkeit bin ich in inniger Vereinigung mit einer G’ttlichen Lehre, die Jenseits der Zeit und Jenseits der ganzen Schöpfung ist.»

Nur jemand, der fest in einem höheren Reich verankert ist, kann die Welt wirklich verändern.

Man nennt das Wort G’ttes «Die Bibel» oder «Das Gesetz», aber das bedeutet es nicht. Torah heißt «Anweisungen». Gleich, welchen Text in der Torah du studierst – du musst darin die Anweisungen finden, die er dir gibt.

Die Torah ist der Plan, auf dem der Entwurf der Welt verzeichnet ist. Alles, was es gibt, kann man in der Torah finden. Und mehr noch: In jedem Konzept der Torah kann man die ganze Welt finden.

Als G’tt zum Menschen auf dem Berge Sinai sprach, gab es kein Echo, so berichtet die Überlieferung.
Die Torah durchdringt alles und wird von allem aufgesogen, weil das ihr Wesen ist. Es gibt keinen Ort, an dem sie nicht gilt, keine Dunkelheit, die sie nicht erleuchtet, nichts, das sie nicht mit Leben erfüllen kann. Nichts und niemand wird sich dagegen auflehnen und behaupten: „Die Torah ist zu heilig, um hierher zu gehören“.

Vor der Erfahrung auf dem Berge Sinai gab es eine Hierarchie der Menschen, die die Wahrheit kannten. Der Hohepriester von Ägypten war im Besitz der vollen Wahrheit. Die Schreiber kannten die Wahrheit als Geheimnisse. Die von ihnen initiierten Schüler hatten Ahnungen. Die gemeinen Menschen aber wanderten in der Dunkelheit umher.

Am Sinai mussten sich alle Männer, Frauen und Kinder versammeln. Alle erfuhren dieselbe Wahrheit, alle zur selben Zeit. Wenn es um die Essenz einer Sache geht, gibt es kein «höher» oder «niedriger». Manche mögen eine Wahrheit in größeren Zusammenhängen oder in vielen Details wahrnehmen, aber das Wesen der Wahrheit ist überall das gleiche und für jedermann geeignet. Weil G’tt überall ist.

Gehe in einer klaren Nacht nach draußen und betrachte die Spiegelung des Mondes im Wasser eines Sees. Dann schau dir die Spiegelung des Mondes in einem Teich, einer Teetasse und einem einzigen Wassertropfen an. Auf dieselbe Weise wird das Wesen der Torah in jedem Menschen gespiegelt, der sie studiert, vom kleinen Kind bis zum großen Weisen.

Vor der Erfahrung am Berge Sinai gab es eine Erde, und es gab einen Himmel. Wenn man das eine wollte, musste man vom anderen lassen. Am Berge Sinai aber wurden die Grenzen von Himmel und Erde aufgehoben, und der Mensch erhielt die Kraft, beide zu verschmelzen: Das Irdische in das Reich des Geistes zu erheben, und den Himmel auf die Erde zu bringen.

Vor der Erfahrung am Sinai konnte der grobe Stoff, aus dem die Welt gemacht ist, nicht erhoben werden. Er konnte als Mittler genutzt werden, als ein Hilfsmittel auf dem Weg zur Erleuchtung, aber er konnte nicht selbst erleuchtet werden.

Jakob benutzte Stöcke zur Meditation, Isaak grub Brunnen. Aber weder die Stöcke noch die Brunnen wurden von G’ttlichkeit erfüllt.

All das wurde durch das Erlebnis am Berge Sinai anders. Wenn man ein Stück Leder nimmt und darauf einen Text der Torah schreibt, transformiert man damit das Materielle ins Spirituelle. Dasselbe gilt für das Mehl, womit die Matzen für die Passah-Nacht gebacken werden, für die Zweige, mit denen man die Laubhütte deckt, und sogar für das Einkommen, das du für Tzedaka verwendest. Das kann man auf das ganze Leben übertragen.

Die Aufgabe unserer Stammväter bestand darin, die Seelen der Menschen zu erleuchten. Unsere Aufgabe ist es, die irdische Dunkelheit in Licht zu verwandeln.

Manche Menschen meinen, die Torah enthalte allein Gesetze, Sittengemälde und originelle Geschichten, und haben nur eine vage Vorstellung von ihrer mystischen Seite. Die Erfahrung unseres Volkes am Berge Sinai war eine mystische Erfahrung. Es heißt, dass die Menschen den Donner sahen. Sie sahen das, was man üblicherweise hört, und sie hörten das, was man gewöhnlich sieht. Das Geistige wurde ihnen zur Realität, und das Wirkliche erschien als atmosphärische Störung, als intellektuelle Einbildung.
Die Seele der Torah – ihre mystische Erfahrung – kam zuerst. Die Torah ohne ihre innere Bedeutung ist wie ein Körper ohne eine Seele.

Es gibt keine zwei Torahs, eine für Mystiker und eine andere für Gesetzesdeuter. Es gibt den Körper der Torah, und es gibt die Seele der Torah. Beides ist eins. Keines kann dem anderen widersprechen, denn das eine findet sich im anderen, und umgekehrt.

In einem schlichten Kommentar, der für ein fünfjähriges Kind geschrieben wurde, lassen sich tiefe Geheimnisse der Torah finden. Allerdings nur dann, wenn wir den schlichten Kommentar so verstehen, wie es ein fünfjähriges Kind tun würde.

Manchmal macht die Torah eine Aussage, widerspricht sich später selbst und enthüllt noch später einen dritten Ansatz, der den Widerspruch auflöst. In der Torah bekommst du nicht alle Antworten auf einmal. Du musst zuerst eine einfache Wahrheit akzeptieren und damit leben. Später musst du dann eine weitere Wahrheit finden – eine, die anscheinend zu allem im Widerspruch steht, was du zuvor gelernt hast, und die alles aufzuheben scheint. Doch aus dieser Verwirrung entsteht eine höhere Wahrheit: das innere Licht, das alles durchdringt, was du zuvor gelernt hast.

Rabbi Zera fastete 100 Fastenzeiten lang, um alles zu vergessen, was er in Babylonien gelernt hatte. Erst dann konnte er damit beginnen, die Torah des Landes Israel zu studieren.

Lernen bedeutet nicht einfach, Wissen und noch mehr Wissen zu erwerben. Lernen ist ein Prozess von Quantensprüngen, die einen immer weiter über das subjektive Ich hinausrühren. Es ist gleich, wie hoch der Gipfel ist, den du erreichst – es gibt immer einen anderen Gipfel, der noch höher ist.

Diesen Gipfel kannst du jedoch erst erklimmen, wenn du feststellst, dass du dich immer noch im Tal befindest.

Du fragst vielleicht: «Warum muß ich studieren und lernen? Ist denn die Wahrheit nicht schon in mir?»
Die Wahrheit ist in dir verschlossen, tief in Schlaf versunken. Sie wird von der Wahrheit, der du außen begegnest, erweckt und befreit.

Die Torah zu studieren ist nicht so, als ob man irgendein anderes Fach lernt. In anderen Bereichen verbindet sich unser Geist mit der Information und dem Wissen von und über etwas. Wenn wir jedoch die Torah studieren, ist Er in all jenen Gedanken, über die wir nachdenken und meditieren – Er ist in ihnen, und wir sind zu diesem Zeitpunkt eins mit Ihm.

Wenn du einen Gedanken aus der Torah hörst, solltest du darüber meditieren. Du musst das, was du hörst, von einem Zustand des Verstehens in einen Zustand der Erkenntnis, der Verwirklichung und der Vision weiterführen. Der Gedanke muss dich so lange und so tief bewegen, bis du nicht mehr derselbe bist wie zuvor und bis dein Tag nicht mehr derselbe Tag ist wie zuvor. Dann ist dieser Gedanke zu deinem eigenen geworden.

Man kann in einem Palast voller Schätze leben und dennoch arm sein. Um reich zu sein, musst du die Dinge besitzen, die du hast. So ist es mit der Armut des Geistes: Du verfügst vielleicht über alles Wissen der Welt und über brillante Ideen dazu, und doch bleibst du arm, bis sie ein Teil von dir geworden sind.

Ich verstehe nicht, wie die Menschen eine schlichte Regel im Kodex des jüdischen Gesetzes so einfach ignorieren können, als ob es sie gar nicht gäbe. Sie lautet ausdrücklich, dass man vor dem Gebet meditieren muss.

Der Ablauf unseres Tages ist von großer Bedeutung. Er soll mit einer Vision beginnen und dann erst langsam in die Welt eintauchen.
Beginnen wir mit einem Studium, das inspiriert, mit Meditation und Gebet. Dann gehen wir weiter zum Studium der Torah-Texte, die weltliche Angelegenheiten behandeln.
Und dann erst können wir uns ganz in die Dunkelheit werfen, voller Licht, um sie zu erleuchten.

Die Luft der Welt muß gereinigt werden. Die Qualität unseres Lebens hängt davon ab. Sprich Worte der Torah, wohin du auch gehen magst, und du wirst die Luft reinigen.

Um mit deinem ganzen Selbst daran teilzuhaben, musst du im Hinblick auf die Torah kreativ sein. Und um mit der Torah kreativ umzugehen, musst du dein Ich aussperren.

Die Schule von Hillel und die Schule von Shammai widersprachen sich in vielen Punkten. Zur Schule von Schammai zählten die glänzendsten Gelehrten der damaligen Zeit, und doch folgen wir im allgemeinen der Meinung der Schule von Hillel. Warum? Weil diese, wie der Talmud sagt, demütiger war.
Intelligenz garantiert noch keine Wahrheit. Die Wahrheit gehört dem, der sein Ich beiseite stellen kann.

Ein Schüler beginnt als Schwamm oder als Trichter: Entweder wird alles ohne jede Unterscheidung aufgesogen, oder alles geht in ein Ohr hinein und aus dem anderen wieder heraus. Deshalb gehört es zur Aufgabe eines Lehrers, dem Schüler gleich von Anfang an zu sagen: «Konzentriere dich auf dieses, das ist wichtig. Lass jenes beiseite, das steht nur im Hintergrund.»

Ich glaube nicht an Philosophie. Ich glaube an Ideen, die Menschen ändern.

Der Rebbe initiierte eine Kampagne, um Juden wieder zum jüdischen Brauchtum zurückzubringen. Die gesamte Kampagne war darauf ausgerichtet, Menschen zu veranlassen, bestimmte. Dinge zu tun: eine Kerze am Freitagabend vor Sonnenuntergang anzuzünden, jeden Tag einige Münzen in eine Spendenbüchse zu werfen, jeden Morgen die Tfilin zu tragen usw.
Der Rebbe betonte immer wieder: Debattiert nicht, verliert euch nicht in Philosophie. Kümmert euch nur darum, dass die Menschen etwas tun, und besprecht das später. Viele kritisierten die Kampagne wegen dieser Betonung des Handelns. «Die Menschen müssen verstehen, was sie tun, sonst sind es nur leere Rituale», argumentierten sie.

Die Menschen werden nicht durch Argumente verändert, auch nicht durch Philosophie. Menschen wandeln sich durch Handeln. Führe eine neue Gewohnheit in dein Leben ein, und deine Sicht der gesamten Welt wird sich verändern. Handle zuerst, dann lerne mehr darüber, was du tust.

Jedes Geschöpf ist sowohl die Sonne als auch der Mond.
Die Sonne schenkt uns ständig von ihrer Wärme und ihrem Licht. Der Mond spiegelt das Licht, das er von der Sonne empfängt.
So gibt es auch in G’ttes Welt nichts, das nur nehmen darf, ohne zu geben. Und es gibt nichts, das nur geben darf, ohne zu empfangen. Jedes Geschöpf muss sowohl geben als auch empfangen, muss die Sonne und der Mond sein.

Jedes Geschöpf ist sowohl die Sonne als auch der Mond.
Die Sonne ist beständig – jeden Tag steigt derselbe Feuerball am Himmel auf. Der Mond macht jedoch einen ständigen Wechsel durch: An einem Tag ist er ganz, dann nimmt er ab, bis er vollständig verschwindet, und dann wird er doch erneuert und kehrt aus dem Nichts zurück.
So muß auch jedes Geschöpf wie der Mond größer werden und sich wandeln – und doch immer so beständig bleiben wie die Sonne. Wachse, wandle dich und lerne ständig dazu – und ruhe doch fest in dir, im Wissen, wer du bist.

Ein Gefäß wird durch seinen Inhalt bestimmt: Ein Wasserkrug ist Wasser, eine Apfelkiste ist sein Inhalt. Ein Haus wird auch durch das bestimmt, was es enthält.

Fülle dein Haus mit Büchern der Torah, und dein Haus wird zu einer Torah. Hänge Spendenbüchsen auf, und dein Haus wird zu einer Quelle von Tzedaka. Bringe jene, die ein warmes Heim brauchen, an deinen Tisch, und dein Haus wird zu einer Leuchte in der Dunkelheit.

Wenn du etwas wirklich wichtig nimmst, hat es seine eigene, festgesetzte Zeit. Wenn du ernsthaft an etwas arbeitest und das Telefon läutet, überhörst du es.

Die spirituelle Seite deines Lebens ist weder ein Hobby noch ein Luxus – es ist der wahre Zweck deines Lebens. Wenn du die Torah studierst, meditierst oder betest, gibt es nichts anderes. Dein spiritueller Fortschritt sollte mindestens dieselbe Priorität haben wie deine weltliche Karriere und Erfolg.

Der Rebbe studierte Natur- und Geisteswissenschaften an der Universität Berlin und an der Sorbonne in Paris. Im neunzehnten und größtenteils auch im zwanzigsten Jahrhundert setzten sich Rabbis mit der «Herausforderung der Naturwissenschaften.» auseinander. Im allgemeinen war ihr Zugang rechtfertigend, und sie bemühten sich, die Tradition in der Weise neu zu erklären, dass sie nicht in Widerspruch geriet zu dem, was die Naturwissenschaft auszusagen schien. Der Rebbe tolerierte einen «entschuldigenden» Ansatz nicht. Für ihn gab es überhaupt keinen Widerspruch – nur ein monumentales Mißverständnis darüber, was Naturwissenschaft ist und was sie aussagt.

Einstein erhielt Anerkennung für seinen Beweis, dass Energie und Materie eins sind. Der Wissenschaftler, der nachweist, wie alle Kräfte in einer einheitlichen Feldtheorie zusammenwirken, wird sogar noch größere Anerkennung gewinnen. Nun, da wir alle darin übereinstimmen, dass irgend jemand das eines Tages feststellen wird, warum akzeptieren wir das dann nicht gleich hier und jetzt und nennen ihn einfach G’tt?

Alles wurde geschaffen, um mit seiner Hilfe G’tt zu erkennen. Alles, was je entdeckt wurde, wurde in den sechs Schöpfungstagen geschaffen, damit wir es zu einem G’ttlichen Zweck nutzen.

Schon 1700 Jahre vor dem Ereignis sagte der Autor des Sohar eine wissenschaftliche Revolution voraus, die um 1840 stattfinden würde. Es wird geschildert, wie Quellen der Weisheit aus dem Erdboden sprudeln und die Erde überfluten – alles in Vorbereitung auf eine Ära, in der die Welt von Weisheit und dem Wissen um die Einheit ihres Schöpfers erfüllt sein wird. Daraus können wir schließen, dass der wahre Sinn der ganzen Technologie und modernen Wissenschaft weder in der Vereinfachung und Bequemlichkeit noch in der dadurch gewonnenen Macht liegt, sondern ein Mittel darstellt, um die G’ttlichkeit in der physikalischen Welt zu entdecken.

Jede Entdeckung der modernen Wissenschaft findet sich bereits in der Torah versteckt. Sogar die Quantenmechanik – wenn man die Torah gut genug versteht.

Naturwissenschaften stellen für die Torah keine Herausforderung dar. Die Wissenschaftler vielleicht, aber nicht die Wissenschaft. Echte Wissenschaft kann die Gültigkeit der Torah nur bestätigen, indem sie deren Wahrheiten auf der empirischen Ebene demonstriert.

Das Verstehen des Wissenschaftlers beginnt außen und versucht, sich nach innen vorzuarbeiten, von unten nach oben. Er beginnt mit seiner subjektiven empirischen Erfahrung und versucht, eine objektive Theorie abzuleiten. Die Weisheit dessen, der die Torah kennt und versteht, beginnt innen und arbeitet sich nach außen vor – von oben nach unten. Er meditiert über das objektive Modell des Schöpfers und wendet es an, um die Wahrheit hinter dieser Welt zu entdecken.

Niemand hat jemals ein subatomares Teilchen oder eine Schwerkraftwelle gesehen, berührt oder gemessen. Darüber hinaus ist bereits die Vorstellung von Schwerkraft rätselhaft:
Massen, die Lichtjahre voneinander entfernt sind – ohne irgend etwas dazwischen – und die sich gegenseitig in ihren Bewegungen beeinflussen! Und doch akzeptieren wir alle, dass es eine Ursache für das Phänomen geben muß, das wir beobachten, und wir nennen diese flüchtige Kraft «Schwerkraft».

Ebenso gibt es auch für das Sein eine Ursache. Diese Ursache mag sogar noch weniger greifbar sein. Die Tatsache, dass sie existiert, ist jedoch ebenso unbestreitbar.

Die moderne Kommunikationstechnologie und die Massenmedien haben uns ein Gleichnis dafür geliefert, wie ein Wesen alle Dinge in einem einzigen Augenblick wahrnehmen kann. Da fragt man sich, wie frühere Generationen solche Dinge überhaupt haben verstehen können. Die moderne Physik hat uns die Erkenntnis der Einheit unseres Universums gebracht, aufgrund derer wir die Einheit seines Schöpfers besser begreifen können.

Alles, was existiert, kann in zwei Elemente unterteilt werden: Die Kraft und das Teilchen, welches die Kraft in sich trägt. Anders gesagt: Qualität und Quantität. Mit einer einfachen Gleichung demonstrierte Einstein, dass sogar diese beiden Elemente in Wahrheit eins sind.

© Den Himmel auf die Erde bringen – Die Weisheit des Rabbi Schneerson aus New York


Und es sagte Rabbi Chanina:
Alles ist in G’ttes Hand – außer der G’ttesfurcht.
Und richte unseren Willen, damit wir dir dienen.

(bBer 606)

In der kommenden Welt wird G’tt – G’ttes Heiligkeit sei gepriesen! – den bösen Trieb holen und ihn vor den Frommen und den Frevlern vernichten. Den Frommen wird er wie ein hoher Berg erscheinen, und den Frevlern wird er wie eine Haarfaser erscheinen. Diese werden weinen und jene werden weinen.

Die Frommen werden weinen und sagen:
„Wie konnten wir nur solch einen hohen Berg bezwingen!?“
Die Frevler werden weinen und sagen:
„Wie konnten wir nur solch eine Haarfaser nicht bezwingen!?“

(bSukka 52a)

© Machsor Seder haTfiloth 5758


Eine unsere Herzen in Liebe und in Achtung vor Deinem Namen.

Als Jochanan ben Zakkai auf dem Sterbebett lag, traten seine Schüler bei ihm ein, um ihn zu besuchen. Bevor sie gingen, sprachen sie zu ihm: „Meister, segne uns!“
Er erwiderte ihnen: „Möge es G’ttes Wille sein, dass die Furcht vor G’tt in euch so groß sei wie die Furcht vor einem Menschen aus Fleisch und Blut.“

Seine Schüler sprachen zu ihm: „Aber sollten wir G’tt nicht mehr fürchten als Menschen?“
Er erwiderte ihnen: „Ach, wenn ihr wenigstens das erreichen könntet!
Schaut her: Wenn der Mensch eine Sünde begeht, spricht er: Hoffentlich sieht mich jetzt kein Mensch! – Wenn die Furcht vor G’tt nicht größer wäre, als das, würde es ausreichen, euch von vielen Sünden fernzuhalten.“

(bBer 28b)

© Machsor Seder haTfiloth 5758


Lass uns Güte, Liebe und Barmherzigkeit finden in deinen Augen und in den Augen aller, denen wir heute begegnen.

(bBer 60b)

Wirf deinem Nächsten keinen Fehler vor, den du selber hast.

(Raschi)

Sünder sind Spiegel. Wenn wir Fehler an ihnen finden, müssen wir feststellen, dass sie nur das Böse in uns selbst widerspiegeln.

(Ba’aI Schem Tow)

Wir hassen den Kriminellen und gehen streng mit ihm um, denn wir sehen in seiner Tat, wie in einem verzerrenden Spiegel, unsere eigenen kriminellen Instinkte.

(Sigmund Freud)

© Machsor Seder haTfiloth 5758


Im Zorn schwindet der Verstand und die Verachtung eines Menschen ist ein Aufstand gegen G’tt

Rabbi Moses Ben Nachman, der RaMBaN, (Gerona, Catalunia, 1194 – Erez Israel, 1270) schrieb in seinem berühmten Brief an seinen Sohn, dass der Zorn die Tore der Hölle öffne.

Er riet ihm zu jedem und jederzeit sanft zu sprechen. Jedem Menschen solle man Freundlichkeit entgegenbringen und keinen gering achten. Die Verachtung eines Menschen ist Empörung gegen G’tt, der jeden nach seiner Art und in Einmaligkeit erschaffen habe.

Vorzüglichste Eigenschaften seien deshalb die Demut und Bescheidenheit. Aus der Demut folge die G’ttesfurcht.

…“Worauf soll denn das Menschenherz stolz sein?
Auf Reichtum?
G’tt macht reich und arm.

Auf Ehre?
Sie ist G’ttes, wie es heißt: ‚Reichtum und Ehre sind von dir‘.

Auf seine Weisheit?
G’tt kann die Weisheit den Bewährten und die Redegabe den Ausgezeichneten nehmen.“…

Am Ende der Amidah, die mehrmals täglich gebetet werden soll, steht die Bitte: „Denen gegenüber, die mir Böses wollen, lass mich angemessen reagieren und meine Seele möge gelassen bleiben, was auch geschieht“.

chabadAuch Rabbi Menachem Mendel von Lubawitsch versuchte Zornausbrüche zu meiden. Er machte es sich zur Regel solange in den Gesetzen nachzuforschen, ob der Zorn unter den gerade gegebenen Umständen vielleicht doch erlaubt sei.
Dabei verrauchte sein Unmut, denn wie groß konnte sein Zorn noch sein, nachdem er erst eine Belegstelle im Schulchan Aruch gesucht hatte!

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