117 Thronbesteigung von Hadrian
120-129: Die Rekonstruktion von Städten im Osten des Reiches nährt fälschlicher Weise Hoffnungen, Hadrian plane den Wiederaufbau Jerusalems. Hier liegt wahrscheinlich der Grund für die Legende des Midrasch (Bereschit Raba, 44): In den Tagen von Rabbi Joschua ben Hanania habe der Kaiser entschieden, einen Tempel zu bauen. Die Opposition der Samariter habe diesen Plan zu Fall gebracht. Die Juden sammelten sich erzürnt im Tal Rimmon und forderten zur Rebellion auf. Rabbi Joschua ben Hanania beruhigte sie mit der Fabel über einen Vogel, der mit seinem langen Schnabel einen Knochen aus dem Schlund des Löwen geholt hatte. Wie dieser Vogel sollten die Juden sich damit zufrieden geben, daß sie durch des Löwen Gebiß nicht verletzt worden seien. Vom Löwen (Rom) sei für solch ein schwaches Geschöpf (das Volk der Juden) keine Belohnung zu erwarten.
Diese Legende drückt die nationale und religiöse Gärung in Palästina selbst nach der Zerstörung des Tempels aus.
129 Hadrian demonstriert seinen Anspruch und zeigt Präsenz
129-130: Hadrian bereist den Osten; er durchquert das Land Israel auf dem Weg nach Gaza, wo 130 zu seinen Ehren Münzen geprägt werden. Hadrian reist dann nach Ägypten und kehrt von dort 131 nach Syrien zurück. Nach seiner Abreise aus der Region bricht der Aufstand los.
132: Großer Aufstand: erste Zusammenstöße mit römischen Soldaten; die Juden besetzen Gebiete in Judäa und in der Küstenebene, die im Dreieck Emmaus-Modi’in-Lydda liegen. Münzen mit der Inschrift „Erstes Jahr der Erlösung Israels“ und auf der anderen Seite „Simon, Prinz von Israel“.
132-133: Die Römer reorganisieren ihre Streitkräfte: Abteilungen einzelner Legionen aus Ägypten, Arabien, Syrien, Kleinasien und den Donauländern werden herangeschafft. Münzen mit der Inschrift „Zweites Jahr der Freiheit Israels“. Pachtverträge sind datiert: „der 20. Schewat, 2. Jahr der Erlösung Israels durch Simon ben Koseba, Prinz von Israel“.
132 Beginn des großen Aufstandes
133-135: Mit der Ankunft von Julius Severus, einem der fähigsten Generale von Kaiser Hadrian, beginnt die römische Gegenoffensive. Die Aufständischen werden Zug um Zug in einige isolierte Festungen zurückgedrängt. Die meisten der bis heute gefundenen Briefe von Bar Kochba datieren aus dieser letzten Phase des Aufstandes. Sie geben ein Bild von der verzweifelten Lage der Rebellen. In einem Brief, den er wahrscheinlich aus seinem letzten Stützpunkt Bethar, abschickte, beklagt sich Bar Kochba bitter: „Frieden den Männern von En Gedi, Masbela und Jonathan Bar Ba’ajan, von Simon Bar Kochba! Ihr lebt gut, esst und trinkt vom Besitz des Hauses Israel und kehrt Euch nicht um Eure Brüder.“
135 Fall von Bethar
135: Der Niederschlagung der Revolte folgt eine Reihe religiöser Verfolgungen. Viele entscheiden sich, für ihren Glauben zu sterben. Als Rabbi Hanania ben Teradjon von einem römischen Richter gefragt wird, warum er die Torah entgegen dem Verbot studiere, antwortet er: „Ich folge den Geboten meines Gottes.“ Die Römer verurteilen ihn sofort zum Tod auf dem Scheiterhaufen; seine Frau soll getötet und seine Tochter den Prostituierten zugeführt werden. (Babylonischer Talmud, Awoda Sara, 17:12) Hanania war nur einer von vielen Märtyrern. Nach Dio Cassius kamen jedoch auch viele Römer in diesem Krieg um. Als Hadrian daher den Senat in Rom über seinen Sieg informierte, gebrauchte er nicht die übliche Wendung: „Ich und meine Armee sind wohlauf.“
Quelle: Universalgeschichte der Juden. Von den Ursprüngen bis zur Gegenwart
von Eli Barnavi, Frank Stern, Michel Opatowski, Denis Charbit