Talmud bawli

Der Talmud, wörtlich „die Belehrung“, ist das grundlegende Werk der jüdischen Religion, das biblische Grundsätze in ihrer Auslegung, in den Erörterungen der Schriftgelehrten wiedergibt. Der Talmud hält mündliche Ausführungen, Fragen und Antworten, Streitpunkte wie Rätsel fest und gibt ihnen verbindliche Gestalt. Der Talmud enthält zwei Werke: die Mischna aus Palästina, die kanonische Sammlung jüdischer Gesetze, und die Gemara, die Diskussionen über diese Gesetze, die in Babylonien geführt und aufgezeichnet wurden. Nach diesem Ort heißt das Werk Babylonischer Talmud (gegenüber dem kleineren Palästinischen oder Jerusalemer Talmud).

Der Babylonische Talmud ist das verbindliche Werk für das Studium der Heiligen Schrift. Die erste deutschsprachige Auflage nach Lazerus Goldschmidt erschien zwischen 1929 und 1936 im Jüdischen Verlag Berlin.

  • Band I
    SEDER SR’AIM (1): Berakhoth, Mischnah Sr’aim,
    SEDER MOED (2): Sabbath
  • Band II
    Erubin, Pesahim, Sheqalim
  • Band III
    Joma, Sukka, Jom Tob (Bejzah), Roš Hašana, Taanith
  • Band lV
    Megilla, Moed Qatan, Hagiga,
    SEDER NASCHIM (3): Jabmuth
  • Band V
    Kethuboth, Nedarim, Nazir
  • Band VI
    Sota, Gittin, Qiddusin
  • Band VII
    SEDER NESIKIN (4): Baba Qamma, Baba Mecia
  • Band VIII
    Baba Bathra, Synhedrin I
  • Band IX
    Synhedrin II, Makkoth, Sebuoth, Edijoth, Aboda Zara, Aboth, Horajoth
  • Band X
    SEDER KODASCHIM (5): Zebahim, Menahoth
  • Band XI
    Hulin, Bekhoroth, Arakhin
  • Band XII
    Temura, Kerethoth, Meila, Tamid, Middoth, Qinnim,
    SEDER TAHAROT (6): Nidda, Mischna Taharuth

Siehe auch: Genauere Beschreibung der Ordnungen und Traktate zu Talmud Bawli und Jeruschalmi

Aus dem ‚Babylonischen Talmud‘

Die Rabbanan lehrten: Stets betrachte sich der Mensch so, als habe er zur Hälfte Sünden und zur Hälfte Verdienste. Heil ihm, wenn er ein Gebot ausgeübt hat, denn er hat die Waagschale seiner Verdienste zum Überwiegen gebracht; wehe ihm, wenn er eine Sünde begangen hat, denn er hat die Waagschale seiner Schuld zum Überwiegen gebracht.

So heißt es: ein Sünder kann viel Gutes vernichten durch die eine einzige Sünde, die er begangen hat, hat er sich um viel Gutes gebracht.
R. El’asar b. R. Simon sagte: Die Welt wird nach der Mehrheit gerichtet, und auch der einzelne wird nach der Mehrheit gerichtet. Wohl ihm, wenn er ein Gebot ausgeübt hat, denn er hat für sich und für die ganze Welt die Waagschale der Verdienste zum Überwiegen gebracht; wehe ihm, wenn er eine Sünde begangen hat, denn er hat für sich und für die ganze Welt die Waagschale der Schuld zum Überwiegen gebracht.
Daher heißt es: ein Sünder, durch die eine Sünde, die er begangen hat, hat er sich und die ganze Welt um viel Gutes gebracht.
R. Simon b. Johaj sagte: Auch wenn er sein ganzes Leben lang vollkommen fromm war und zuletzt abtrünnig wurde, hat er sich um das frühere gebracht, denn es heißt: die Frömmigkeit des Frommen wird ihn nicht retten am Tage seiner G’ttlosigkeit. Und auch wenn er sein ganzes Leben lang vollkommen g’ttlos war und zuletzt Buße getan, erinnert man ihn nicht mehr an seine G’ttlosigkeit, denn es heißt: und durch seine G’ttlosigkeit soll der G’ttlose nicht straucheln am Tage seiner Umkehr von seiner G’ttlosigkeit. – Sollte er doch als zur Hälfte sündhaft und zur Hälfte verdienstlich gelten!? Res Rapis erwiderte: Wenn er das frühere bereut.

Wem Schrift, Misna und Lebensart eigen sind, der sündigt nicht sobald, denn es heißt: der dreifache Faden wird nicht sobald reißen. Wem Schrift, Misna und Lebensart nicht eigen sind, gehört nicht zur Gesellschaft.

Gemara.
R. El’asar b. R. Cadoq sagte:
Womit sind die Frommen auf dieser Welt zu vergleichen? Mit einem Baume, der ganz auf einem Platze der Reinheit steht, dessen Gezweige aber auf einen Platz der Unreinheit hinüberragt; wird das Gezweige abgeschnitten, so steht er ganz auf einem Platze der Reinheit. Ebenso bringt der Heilige, gepriesen sei er, Züchtigungen über die Frommen auf dieser Welt, damit sie die zukünftige Welt erben, wie es heißt: dein Beginn ist gering, dein Ende aber wird groß sein.
Womit sind die G’ttlosen auf dieser Welt zu vergleichen? Mit einem Baume, der ganz auf einem Platz der Unreinheit steht, dessen Gezweige aber auf einen Platz der Reinheit hinüberragt; wird das Gezweige abgeschnitten, so steht er ganz auf einem Platze der Unreinheit. Ebenso überhäuft der Heilige, gepriesen sei er, die G’ttlosen auf dieser Welt mit Gutem, um sie in der zukünftigen Welt zu verstoßen und in die tiefste Stufe zu drängen, wie es heißt: mancher Weg erscheint dem Menschen gerade am Ende aber sind es Wege des Todes.

Einst waren R. Tryphon und die Ältesten im Söller des Hauses Nithza in Lud versammelt, und es wurde da die Frage aufgeworfen, ob das Studium oder die Tat bedeutender sei. Da begann R. Aqiba und sprach: Das Studium ist bedeutender. Hierauf stimmten alle zu, daß das Studium bedeutender sei, denn das Studium bringt zur Tat.

Aus: Bd. VI, Qidushin 1,1932

Der Herausgeber Lazarus Goldschmidt (1871-1950) war ein bedeutender Gelehrter des Judentums und seiner Geschichte und Übersetzer. Er emigrierte 1933 nach London.

Linktipp:
Talmud – in deutscher Übersetzung
Der vollständige Talmud in der Übersetzung von Lazarus Goldschmidt online. Ein Projekt von talmud.de