Simchat Torah

Am Abend des Schmini Azereth beginnt Simchat Torah, das Fest der Torahfreude. Dieses wird erst seit dem 9. Jahrhundert explizit gefeiert. Seit jeher findet zu diesem Zeitpunkt jedoch der jährliche Zyklus der Paraschot, der wöchentlichen Torahlesungen, seinen Abschluß.

Simchat Torah folgt direkt auf Schmini Azereth, d.h. ein Feiertag folgt dem nächsten. Beim Lichtzünden wird deshalb Feuer von einer bereits vorhandenen Flamme genommen – nach Einbruch der Dunkelheit, denn an Feiertagen ist es nicht erlaubt neue Flammen zu erzeugen.

Der Segensspruch lautet wie immer: „Gelobt seist Du, Ewiger, unser G’tt, König der Welt, der uns geheiligt mit seinen Geboten und uns geboten hat, die Kerze des Festtages zu zünden“. „Baruch ata Adonaj, Elohejnu Melech haOlam, ascher kidschanu beMizwotaw weziwanu lehadlik Ner schel Jom tow!“

Die letzte Passage der Torah (der Abschluß des Buches haDewarim, das V. Buches Mose) wird gelesen und die erste Passage des Buches beReschith (das I. Buch Mose) folgt.

Grusskarte aus New York, ca. 1910, Quelle: Center for Jewish History, NYC

Zur Feier des Tages werden (schon am Erew Simchath Torah) alle vorhandenen Torahrollen, aus dem Aron haKodesch herausgehoben und unter Tanz und Gesang finden sieben Umzüge statt. An diesen Hakofoth nehmen auch die Kinder teil, anstelle der Torahrollen tragen sie Fähnchen mit Abbildungen der Torah. Am Morgen des Simchat Torah werden die Umzüge wiederholt. Anschließend findet die feierliche Beendigung der Torahlesung (diese ehrenvolle Aufgabe nimmt der zur Lesung aufgerufene Chatan Torah „Bräutigam der Torah“ wahr) und gleichzeitig der Neubeginn der Lesung (diese ehrenvolle Aufgabe nimmt der zur Lesung aufgerufene Chatan Berschith „Bräutigam am Anfang“ wahr) mit dem 1. Buch der Torah statt.

Durch die Zuweisung der Funktion der Chatanim ist es der Gemeinde möglich, einzelne Mitglieder in besonderer Weise Ehre zu erweisen, grundsätzlich wird an diesem Tage aber jeder am G’ttesdienst teilnehmende Mann zur Torahlesung aufgerufen! Ebenso werden alle Kinder unter dem Bar Mizwa-Alter gemeinsam zur Torahlesung aufgerufen, dies unter der Aufsicht eines Erwachsenen, der die Ehre hat Chatan kol haNe’arim („Bräutigam aller Jugend“) zu sein. Er beschenkt die Kinder anschließend mit Süßigkeiten und soll ihre Liebe zur Torah fördern. Die drei Chatanim bewirten anschließend die gesamte Gemeinde, falls dazu nicht die Synagogengemeinde insgesamt einlädt.

Nach der Feier geht man zu Kidusch und Mittagstisch, am Abend, d.h. nach Einbruch der Dunkelheit wird die „Festwoche“ durch die „Hawdalah“ abgeschlossen.

In Israel und den meisten liberalen Gemeinden der Diaspora werden Schmini Azereth und Simchat Torah als ein Feiertag begangen. Bereits am Abend des letzten Halbfeiertages (Hoschana rabah) finden Torahumzüge mit Gesang und Tanz statt. Am Morgen des 22. Tischri (in der Diaspora Schmini Azereth) wird dann die Tfilat haGeschem als auch der Jiskor abgehalten und direkt anschließend beginnen die sieben Hakafoth mit den Torahrollen. Besonders in Israel hat es sich eingebürgert, die Feiern mit musikalischen Darbietungen zu krönen. Zur Hawdalah finden Hakafoth häufig im Freien statt. In den Höfen der Synagogen und auf größeren Plätzen spielen Kapellen, es wird zu Tanz und Gesang gebeten.

Paraschat weSot haBracha:
Der Segen des Neubeginns
Die letzte Parascha der Tora kommt an Simchat Tora zur Vorlesung. Aus kalendarischen Gründen fällt außerhalb Israels Simchat Tora nie auf einen Schabbat. Diese Parascha steht auch nicht für sich allein, denn unmittelbar nach ihr beginnen wir noch am selben Festtag erneut mit der Lesung des ersten Kapitels der Tora, Bereschit.