Sidra Wajakhel – Die Wiederholungen

Paraschat HaSchawua – Der wöchentliche Toraabschnitt, Kommentiert von Nechama Leibowitz

Die letzten beiden Wochenabschnitte des Buches Schemot (Exodus) behandeln das Thema des Heiligtumes. Die Details, die so sorgfältig in Trumah, Tetzawe und teilweise in Ki Tissa dargestellt werden, ziehen wieder unsere Aufmerksamkeit auf sich. Manchmal wird das Thema sehr allgemein behandelt, ohne in Details des Designs oder der Konstruktion zu gehen, wie es Moses tat, als er erstmals das Volk aufrief, der göttlichen Bitte zu entsprechen, und zum Bau des Heiligtumes einen Beitrag zu leisten (35, 5-19). An anderen Stellen wird jedes Stadium der Ausführung detailliert, wie in der Aufzählung der Leistungen Bezalels und seiner Handwerker bei der Produktion der verschiedenen Einrichtungsgegenstände des Heiligtumes. Hier wird die gesamte Skala der Handlungen wiederholt – die Materialien, das Design, Maße und Herstellung (36, 8 – 38, 20). Die Gegenstände des Heiligtumes wurden namentlich unterschieden, als sie Moses vorgestellt werden (39, 33-41). Sie wurden nochmals aufgelistet, als Gott Moses den Befehl gab, das Heiligtum zu errichten und jeden Gegenstand an seinen Platz zu stellen. Eine weitere Liste gibt es im Verlauf der Anweisungen zur Ausführung dieses Gebotes. Diese Wiederholungen sind rätselhaft.
Hier ist Abravanels Version dieser Schwierigkeit:

An fünf stellen gibt die Tora detaillierte und allgemeine Darstellungen des Baues des Heiligtumes und von allem, was dazugehörte. Die am meisten rätselhafte Wiederholung ist jene, bei der Moses zu Israel sagt: „Und alle Kunstverständigen unter euch sollen kommen und arbeiten alles, was der Ewige geboten. Die Wohnung, deren Zelt …“ (35, 10). Hier wird alles, was Gott ihnen geboten hatte, im Einzelnen aufgezählt. Es wäre genug gewesen, hätte der Vers mit folgenden Worten geendet: „… und arbeiten alles, was der Ewige geboten.“ Warum war es notwendig, alle Gegenstände nochmals anzuführen?

Zu den Wiederholungen in Pekudei bemerkt Abravanel:

Statt der mühsamen Wiederholung, daß sie alles zu Moses brachten, das Heiligtum, das Zelt und alle Gerätschaften, usw., usw., nochmals alle Gegenstände aufzählend, hätte es sicher genügt, zu schreiben: „Dann brachten sie das vollendete Heiligtum vor Moses. Moses betrachtete das Werk, sah, daß sie alles, was der Ewige ihnen geboten, ausgeführt hatten. Und Moses segnete sie.“ Warum diese Wiederholung der Einzelheiten?

Raschi und seine Schule (Raschbam, Bechor Shor, Hizkuni, etc.) beschäftigen sich nicht mit diesem Problem. Andererseits schenken ihm spanische jüdische Kommentatoren große Aufmerksamkeit.
Ihre Antworten sind verschieden.
Ramban unterscheidet zwischen der allgemeinen Aufzählung der Gegenstände, die das Heiligtum bilden, und der detaillierten Beschreibung ihrer Entwürfe und Herstellung:

Moses musste der Gemeinde genau beschreiben, wieviel mit dem Heiligtum zusammenhing, damit ihr Beitrag im Verhältnis zu den Notwendigkeiten stand. Diese waren gross. Und um ihnen dies zu demonstrieren, listete er alle Gegenstände erschöpfend auf: das Heiligtum, das Zelt und seine Bedeckung, usw. Die Wiederholung des bestimmten Artikels die Wohnstätte, deren Zelt und Bedeckung, die Haken … betrifft jene Bestandteile, deren ausführliche Beschreibung in der Folge den Handwerkern übermittelt werden sollte. Jetzt zählte er sie für die ganze Gemeinde namentlich auf.

Ramban bietet weiters (36, 8) eine ausführliche Erklärung der fünf Wiederholungen, die er in der Erzählung entdeckt.

Der Bau des Heiligtumes wird im Laufe der fünffachen Wiederholungen allgemein und spezifisch behandelt. Zuerst in Trumah: macht dies und jenes – im Detail, gefolgt von zweiten allgemeinen Hinweisen (31, 6-11)
Die Göttliche Anweisungen wurden Moses auf diese Weise mitgeteilt, daß sie für Bezalel, Aholiab und ihre Handwerker einen Vorteil darstellten. Sie brauchten ein vollständiges, wenn auch allgemeines Bild, damit sie ihre Arbeit genau planen konnten. Drittens übermittelte Moses die erhaltenen Instruktionen an das Volk und die erfahrenen Handwerker. Hier besteht der Text aus einer allgemeinen Auflistung der verschiedenen Gegenstände. Diese Liste ist jedoch nicht komplett. (35, 10) „Und alle Kunstverständigen unter euch sollen kommen und arbeiten alles, was der Ewige geboten: Die Wohnung, deren Zelt und Bedeckung …“ Aber viele Details, wie sie in Gottes ursprünglichen Instruktionen dargestellt wurden, sind ausgelassen – wie zum Beispiel die Vorhänge und ihre Maße. Aus der Tatsache, daß auf sie in der Folge hingewiesen wird, bei der Beschreibung jedes vollendeten Gegenstandes des Heiligtumes, können wir sicher sein, daß die Botschaft ankam. Der Text wollte andeuten, daß Moses tatsächlich auf jeden Gegenstand anspielte, ihnen aber nicht genau erklären musste, was sie zu tun hatten. Moses musste nur erwähnen, daß fünf Paar Vorhänge gebraucht wurden. Die Handwerker wussten aus eigenem, wie die Vorhänge mit Haken und Ösen befestigt werden mussten. Die Lücken im Text deuten uns das volle Ausmaß ihrer persönlichen Fähigkeiten und Initiativen an.
Danach wird die Ausführung des Projektes mit genau derselben mühsamen Detailtreue geschildert wie die originalen Anweisungen: „Und es machten die Kunstverständigen unter den Arbeitern des Werkes die Wohnung aus zehn Teppichen …“ (36, 8) “ etc. Der Text wäre wirklich ziemlich vollständig gewesen, hätte er nur gesagt, wie Moses dem Volk die Anleitungen, die Gott ihm übermittelt hatte, mitteilte, und wie er später alles überwachte und die fertigen Gegenstände begutachtete. Alle diese intervenierenden Kapitel, die alle Einzelheiten der Entwürfe aufzählen, hätten genau so gut ausgelassen werden können.
Der Text wollte betonen, daß Moses das allgemein skizzierte, worauf es ankam, um das Volk zu veranlassen, seinen Beitrag gemäß den Anforderungen zu leisten, und um den Handwerkern ein geeignetes Bild des auszuführenden Projektes zu geben. Dann würden diese entscheiden, ob sie imstande wären, das Unternehmen auszuführen, und wenn ja, diese Ausführung zu planen.
Die Ausführung wird genau berichtet, alle Stadien und Einzelheiten der ursprünglichen Anleitung werden wiederholt. Der allgemeinen und detaillierten Aufzählung der Ausführung des Projektes folgt ein zusammenfassender Bericht der Präsentation des vollendeten Werkes vor Moses: „Und sie brachten die Wohnung vor Mosche: das Zelt und all seine Geräte, seine Haken, seine Bretter, …“ (39, 33). Der Grund für die Wiederholung ist es, die Tatsache zu vermitteln, daß sie alles vollständig und in der richtigen Ordnung vorstellten. Niemand brachte sein vollendetes Werk bevor das gesamte Projekt fertiggestellt war, wie es der Text feststellt (39, 32): Und es war vollendet das ganze Werk an der Wohnung des Stiftszeltes …“ Als es vollendet war, und nicht früher, versammelten sie sich und präsentierten alle Details in der richtigen Ordnung. Zuerst verkündeten sie: „Herr, hier ist das Zelt und hier seine Geräte“, dann „Hier ist die Lade und hier sind die Stangen“, usw.

Soviel zu Rambans Motivation der Wiederholungen und Abkürzungen, deren sich der Text bei der Behandlung des Baues des Stiftszeltes bedient. Er schliesst mit dem Angebot einer allgemeinen Erklärung der zahlreichen Wiederholungen ihrer wörtlichen und abgekürzten Form:

Sie widerspiegeln die Liebe und Wertschätzung, mit denen der Ewige das Stiftszelt betrachtete. Die zahlreichen Wiederholungen vergrössern die Belohnung jener, die daran beteiligt waren. Das rabbinische Diktum „Das Tischgespräch des Dieners des Patriarchen war dem Ewigen, gelobt sei Er, wertvoller als die Tora ihrer Nachkommen. Die Geschichte von Eliezer nimmt zwei oder drei Blätter ein …“ drückt diesselbe Idee aus. Die Fundamente der Tora werden uns oft nur durch ein extra Wort oder einen Buchstaben übermittelt. Offensichtlich waren Ihm ihre Tischgespräche wertvoller als die Tora ihrer Nachkommen.

Or HaChaim wiederholt Ramban:

Der Grund für die Wiederholung in der Geschichte des Baues des Stiftszeltes ist ähnlich jenem, der von unseren Weisen hinsichtlich der Rekapitulationen Eliezers, des Dieners Abrahams, in Genesis 24, 39 angegeben wird. Da ihm die Geschichte so wertvoll war, wurde sie zweimal berichtet. Ebenso wurde die Geschichte des Stiftszeltes zweimal berichtet, da Er sie so liebte.

Beide Kommentatoren vergleichen die Wiederholungen in unserem Abschnitt mit jenen in Genesis 24. Die Unterschiede können jedoch nicht leicht ignoriert werden. In Genesis 24 stellen die Wiederholungen einen integralen Teil des Berichtes dar. Die Variationen in der Formulierung zwischen der ursprünglichen Geschichte und dem Bericht des Dieners sind zahlreich und von offensichtlicher Bedeutung. Eliezer unterstreicht und übertreibt sogar jedes Detail, das Rebekkas Familie beeindrucken könnte, und übergeht bzw. unterdrückt alles, was sie abweisen könnte. In unserer Sidra sind alle Wiederholungen fast wortwÓrtlich (die kleineren Unterschiede werden später behandelt werden). Die Erklärung, die von Ramban und Or haChaim angeboten wird, befriedigt unsere Neugier nicht. Warum sollte diese besondere Geschichte mehr geschätzt werden als jene, die die Fundamente des Judentums vermittelt?
Ralbag führt in das Problem ein, indem er die Hypothese aufstellt, wir sollten in den Heiligen Schriften keine Redundanzen akzeptieren. Die totale Perfektion der Tora sollte die Annahme überflüssiger Formulierungen ausschliessen. Warum konnte die Tora die ganze Konstruktion des Stiftszeltes nicht mit den Worten „Bezalel führte den Bau des Stiftszeltes aus wie Gott Moses geboten hatte“ abtun? Ralbag gibt zu, er habe es nicht geschafft, für diese und andere Wiederholungen, die in der Bibel vorkommen, eine adäquate Erklärung zu finden. Er bietet trotzdem einen allgemeinen Grund dafür. Sie waren stilistisch: „die Art und Weise, wie man damals, in jenen Tagen, als die Tora gegeben wurde, ihre Geschichten zu erzählen pflegte. Der Prophet folgte nur den erzählerischen Konventionen.“
Erst in den letzten 150 Jahren, durch die Entwicklung der literarisch-historischen Annäherung, finden wir diese Art der Interpretation. Cassuto zum Beispiel erklärt die Wiederholungen mit den erzählerischen Konventionen des antiken Ostens. Es ist üblich, in einem Bericht über die Ausführung einer gewissen Reihe von Handlungen, die vorher skizziert werden, die Handlungen wortwörtlich zu wiederholen und nicht nur einfach zu berichten, daß sie ausgeführt wurden. Der Unterschied zwischen Ralbag und modernen Gelehrten besteht darin, daß sie ihre Erkenntnisse auf Berichte gründeten, die in ihrer Zeit entdeckt wurden. Ralbag andererseits schlug nur vor, es könnte so sein, ohne Belege zu haben, auf die er seinen Vorschlag basierte.
Ralbags Erklärung ist nicht adäquat. (Dasselbe gilt für Cassuto und andere.) Die Frage bleibt: Warum entschloss sich die Tora, der Konvention der wortwörtlichen Wiederholung in rein technisch scheinenden Angelegenheiten zu folgen. In identischen Kontexten von Gebot und Ausführung dagegen wird oft entweder das eine oder das andere ausgelassen.
Ralbag fühlte offensichtlich die Inadäquatheit seiner eigenen Erklärungen, da er verschiedene andere Lösungen vorlegte. In der zweiten schlägt er vor, die Tora gab sich absichtlich einer scheinbaren Folgewidrigkeit und anomalen erzählerischen Behandlung hin, indem sie Themen zusammenfasste, die offensichtlich eine detailliertere Behandlung erforderten, und ausschmückte, wo eine kurze Erwähnung genügt hätte. als Methode des Konzentrierens und des In den Vordergrund Stellens. Die einzige Motivation dieser Folgewidrigkeit war es, den Leser zu veranlassen, nach einer geeigneten Erklärung für die Kürze oder die Ausschmückung zu suchen, und das in jedem einzelnen Fall. Ralbags zwei Erklärungen ergänzen einander und rechtfertigen nicht Abravanels Nörgelei:

Ich habe Ralbags Vorschläge zur Kenntnis genommen. Alle zusammen ergeben eine einzige grosse Null.

Die Allegoristen, deren Ansichten wir in unserer Diskussion zu Trumah zitierten, fanden keinen Hinweis auf Redundanz in den Wiederholungen der rein „technischen“ Details. Im Gegenteil. Jeder Gegenstand, jede Kontur des Designs, jede Maßzahl wurde symbolisch und mystisch beladen. Hier der Beitrag Hirschs zu diesem Thema:

Denken wir daran, daß das Stiftszelt und seine Geräte Symbole sind, und daß kein Symbol gültig ist, ausser es wurde ausdrücklich dafür gemacht. Daher hängt sogar die heilige Gültigkeit des Schreibens auf dem Pergament einer Torarolle, das ausserhalb der Symbolik keine andere Bedeutung hat, nur davon ab, daß ein Schreiber geschrieben hat, denn dies drückt einen heiligen Zweck aus. Zusätzlich muß der Schreiber in den Schriften die Namen Gottes schreiben, wegen des ausdrücklichen Zweckes der Heiligkeit Seines Namens, ein Zweck der beim Schreiben mit seinen Lippen geäussert werden muß. Da alle Geräte des Stiftszeltes – die Lade, der Tisch, der Leuchter, die Vorhänge, die Gefässe – besitzen eine unmittelbare wörtliche Applikation als Gegenstände des täglichen Gebrauchs. Umso mehr hängen ihre symbolischen Implikationen vollständig von dem bewussten heiligen Zweck ihrer Herstellung ab.

Der Biur (Mendelssohn) nähert sich etwas anders:

Als der Allmächtige sein Volk auserwählte, sah er in Seiner Weisheit voraus, sie würden im Laufe ihres täglichen gemeinsamen Lebens im eigenen Land verschiedene Fähigkeiten erlangen. Diese Fähigkeiten können in folgende Kategorien eingeteilt werden:
(1) Grundlegende – ohne die ein Mensch nicht glücklich sein kann. Es handelt sich um solche Fähigkeiten wie die Bereitung von Nahrung, Kleidung und Wohnung.
(2) Nützliche Fähigkeiten, die zur Erhaltung von Strassen und Brücken dienen, zur Produktion von Gegenständen des täglichen Gebrauches aus Metall oder anderen Materialien.
(3) Künstlerische Fähigkeiten, die dem menschlichen Leben Vergnügen bereiten und es verschönern. Sie beschäftigen sich mit Ornament, Kunst, Bildhauerei, etc. Sie alle machen eine Nation glaubwürdig und vorteilhaft, solange sie nicht die Grenzen der Diskretion überschreiten oder extravagant werden. Übertreibungen auf all den oben erwähnten Gebieten sind schädlich, besonders im Fall künstlerischer Fähigkeiten, die den Staat zerstören können, wenn sie zur Beschäftigung mit dem Vergnügen, zur Abnutzung des Lebens, zu Neid, Zank und schliesslich zur Anarchie f ühren. So wie Gott seinem Volk gebot, ihm die Erstlinge jedes Menschen, der Früchte, der Erde, der Tiere zu weihen, (vergl. das rabbinische Diktum: „Es existiert nichts, wenn die ersten Früchte nicht dem Himmel geweiht werden.“) so wünschte er, daß sie Ihm die ersten Früchte ihrer Gedanken und Fähigkeiten darbringen und sie Ihm in der Form des Stiftszeltes, seiner Einrichtungsgegenstände und Gefässe weihen. Diese würde der Heiligung all ihrer Angelegenheiten förderlich sein, da sich sich mit allen ihren Handlungen am Gott erinnern und nicht irre gehen in der Verfolgung von Luxus und Eitelkeit. „Denn eine Fähigkeit, die beim Bau des Stiftszeltes nicht zum Tragen kam, kann nicht als Fähigkeit gezählt werden. Und es ziemt einem gottesfürchtigen Juden nicht, sich mit solchen zu beschäftigen.

Diese Erklärung verweilt nicht bei der allegorischen Bedeutung jedes einzelnen Gefässes und versucht nicht, für alle erwähnten Objekte eine symbolische Anpassung in der spirituellen Welt herzustellen. Stattdessen können die Anweisungen für den Bau des Stiftszeltes, mit Holz, Metall, Gold und Silber zu arbeiten, mit dem Gesetz für die ersten Früchte und die Erstgeborenen verglichen werden, in dem der Verehrende seine Güter Gott weiht und so die Spende seines Schöpfers anerkennt. In diesem Fall sind es nicht die Produkte der menschlichen Arbeit und Fähigkeit, die geweiht werden, sondern das Wertvollste seiner Stiftungen, Talente und geistigen Kapazitäten. Bevor sich Israel in seinem Land niederliess, bevor es seine eigenen Häuser und Weingärten errichtete, wurde es aufgerufen, seine Talente und Fähigkeiten Gott zu weihen. Die ersten Früchte seiner Arbeit sollten um des Himmels Willen sein.
Die volle Ausnutzung des menschlichen Talentes wird von der Tora hoch geschätzt, die offensichtlich dem Ideal, das von Jonadab, dem Sohn Rechavs (Jeremias 35, 6) nicht zustimmt. Bei der Schöpfung wurde dem Menschen aufgetragen, mit seinen Talenten die Welt zu erobern und zu zivilisieren. Die Gefahren der Über-Ausbeutung, der Extravaganz und Demoralisierung, die mit dem menschlichen Machtmissbrauch einhergehen, liegen den Instruktionen zum Bau des Stiftszeltes zugrunde:

Der Allmächtige gab keine Regelung bezüglich der Entwicklung der menschlichen Talente. Nirgends wurde niedergelegt, was als wesentlich, wünschenswert oder extravagant zu betrachten sei, denn dies war eine Angelegenheit, abhängig von sich immer wieder ändernden Umständen. Gott wollte daher keine vorgefassten Grenzen geben. Nachdem die Kinder Israels ihr Heimatland betraten, von ihren Feinden ausruhten und florierten, würden sie mehr Gelegenheit haben, sich verschiedenen Arbeiten zu widmen und sicherlich keine Notwendigkeit haben, auf künstlerische und ornamentale Bestrebungen zu verzichten. Bis zu den Tagen Salomons wurde die Bundeslade hinter einem Vorhang aufbewahrt. Als Salomon regierte und jedermann in Juda und Israel unter seinem Weinberg lebte und Silber und Gold in Mengen in Jerusalem vorhanden waren, gebot ihnen der Ewige, einen Tempel zu bauen. Auch der König baute einen Palast und verschiedene wunderbare Bauwerke, einen elfenbeinernen Thron … Wir bemerken die Talente jener Tage und wollten, diese Angelegenheiten hätten die Grenzen nicht überschritten! Aber in der Folge überschritt die Liebe zum Vergnügen und zum Luxus alle Grenzen, und wir wissen, was geschah. In diesen Angelegenheiten, die gemäß den herrschenden Umständen entschieden werden müssen, kann keine definitive Grenze vorgeschrieben werden. Die sicherste Schutzvorrichtung ist in der folgenden Ermahnung unserer Weisen enthalten: „Alle Handlungen sollen um des Himmels Willen ausgeführt werden.“ Durch die Beobachtung dieses Grundsatzes wird der Mensch auch in der Lage sein, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden, und sich nicht von seinen Leidenschaften beherrschen lassen. Der Ewige schrieb daher keine Grenzen vor, sondern gebot, Ihm alle ihre Handlungen und Gedanken zu widmen und Ihm die ersten Früchte ihrer Arbeit zu weihen. Der Ewige, gepriesen sei Er, erwählte uns aus allen Völkern, er gab uns ein wahres Gesetz und schöne Vorschriften, damit wir Ihn immer lieben und fürchten.
(Biur)

Daher war die Tora nicht damit zufrieden, die Instruktionen zum Bau des Stiftszeltes aufzuzählen, sondern wiederholte jedes Detail der AusfÚhrung. Dies geschah, um die symbolische Bedeutung jeder Einzelheit zu betonen. Jede Arbeit sei Gott gewidmet als Vorbereitung für das Leben im Gelobten Land.

Haftara zu Wajakhel: 1 Könige VII, 40 – 50