Chabad Lubawitsch
Bevor Sie zu stolz werden …
Wir Menschen sind stolz darauf, dass wir allen anderen Geschöpfen auf Erden überlegen sind. Wir sind intelligent, komplex und weise. Wir können unsere Umwelt gestalten, und wir haben das Telefon, das Auto, den Computer und Matzen mit Traubengeschmack erfunden. Ameisen und Krokodile können das nicht.
Wir haben große Gedanken und schreiben großartige Werke. Wir herrschen über den Planeten, wie G-tt es gewollt hat.
Aber warum hat der Ewige siebzig Prozent des Planeten den Fischen gegeben? Warum sind achtzig Prozent der Tiere Spinnen, Krebse und verwandte Tiere?
Und trotz unseres großen Gehirns sind wir empfindlicher gegen Strahlung und Krankheiten als viele andere Bewohner der Erde. Wir leben zwar länger als die meisten Tiere, aber wir sind auch die einzigen, die unter dem leiden, was wir so hoch schätzen: unserem Bewusstsein. Hunde wissen nicht, wie lange sie im Durchschnitt leben, und darum machen sie sich keine Sorgen darüber, wie viel Zeit ihnen noch bleibt, um ihre Sünden zu bereuen. Genauer gesagt: Sie sündigen gar nicht. Und das ist die Nadel der Demut in unserem Stolz.
Der neue Wochenabschnitt ist Tasria, der von den Gesetzen für die Menschen handelt. Doch diese Gesetze kommen erst nach den Gesetzen für alle Tiere, die auf der Erde schwimmen, fliegen oder kriechen.
Wir wurden zuletzt geschaffen, an einem Freitag, so dass wir den Schabbat heiligen konnten und alle Tiere für uns bereit waren. Aber in gewissem Sinne stehen wir auch unter den anderen Geschöpfen: Wir sündigen nicht nur, sondern wir sind auch fähig zu sündigen – im Gegensatz zu den Tieren.
Darum müssen wir uns von unseren bösen Neigungen befreien, vor allem durch gute Neigungen. Mit anderen Worten: Wir beginnen das Leben als niedrigstes Wesen, das einzige, das Böses tun kann. Aber wir haben auch das größte Potenzial, die Möglichkeit, die Welt zu verbessern, und das können die Tiere nicht.
Tiere haben natürliche Tugenden. Wir sind die einzigen Geschöpfe G-ttes, die Tugenden erwerben können. Und wenn wir das tun, könnten wir eigentlich stolz sein … wenn unter den Tugenden nicht die Demut wäre.
Der Standpunkt des Rebbe
Gedanken und Einsichten des Lubawitscher Rebbe
Auf G-tt vertrauen heißt nicht, auf Wunder warten. Es bedeutet, auf das vertrauen, was wir in diesem Augenblick tun, denn wir wissen, dass Er uns auf den richtigen Weg gebracht hat und alles, was wir tun, mit g-ttlicher Energie erfüllt und von oben segnet.
Leitgedanken
„Er soll zu Aaron, dem Kohan, oder zu einem seiner Söhne, den Kohanim, gebracht werden“ (13:2).
Frage: Jeder Kohan ist berechtigt, sich um Aussätzige zu kümmern. Warum wird Aaron besonders hervorgehoben?
Antwort: Aaron war ein Sinnbild der Liebe und des Friedens (siehe Pirke Awot 1:12). Wenn er hörte, dass Verwandte oder Freunde sich stritten, bemühte er sich nach Kräften, sie zu versöhnen. Manchmal musste er dabei etwas verschweigen oder sogar ein wenig von der Wahrheit abweichen. Er erzählte dem einen, der andere bedauere den Streit sehr und wolle die Freundschaft erneuern.
Lepra wird von laschon hara (böses Reden über andere) verursacht (Arachim 15b). Wer böse Gerüchte verbreitet, rechtfertigt sich oft damit, dass er in Wahrheit eine Mizwa befolge, weil er die Wahrheit sage, und zwar aus Liebe und Sorge. Er behauptet, er wolle niemandem schaden.
Darum schreibt die Torah vor, den Aussätzigen zu Aaron zu bringen, damit er lernt, dass der Mann mit der größten Liebe und Friedfertigkeit nichts von laschon hara hält. Das ist auch eine Botschaft an alle Sünder: Haschem will, dass wir vorgehen wie Aaron, dass wir Frieden stiften und nicht durch böses Gerede Familien und Beziehungen zerstören.
Eine schöne Feier
In Berditschew wurde keine Hochzeit, keine Bar Mizwa und kein Bris gefeiert, ohne den geliebten Rabbi Levi Jizchak einzuladen.
Wann immer er zu einem Bris eingeladen wurde, gab er die gleiche Antwort: „Ich komme gern, aber unter einer Bedingung.“
„Unter welcher, Rebbe?“ wurde er dann gefragt.
„Ich komme nur, wenn ihr hinterher ein anständiges Essen veranstaltet.“
Die Leute wussten schon im Voraus, was der Rebbe sagen würde, und wunderten sich. Der Rebbe kam bestimmt nicht wegen des Essens – ein lächerlicher Gedanke.
Endlich konnte einer seine Neugier nicht mehr bezähmen. Als er den Rebbe zu einem Bris einlud, platzte er heraus: „Rebbe, sagt mir, warum seid Ihr so am Essen interessiert?“
„Das will ich dir erklären. Ich kämpfe unaufhörlich gegen Satan. Ich verteidige die Juden vor dem himmlischen Thron und bemühe mich, sie in ein günstiges Licht zu rücken. Doch Satan findet immer etwas an ihnen auszusetzen, und darum werden sie bestraft. Ich räume vor dem himmlischen Gericht ein, dass ein Jude gelegentlich sündigt. Aber hat je einer über seine Sünden gejubelt? Hat je einer sie gefeiert? Natürlich nicht. Aber wenn ein Jude eine Mizwa erfüllt – ein Bris oder eine Bar Mizwa -, dann freut er sich, dann feiert er.
Ist das nicht ein vorzügliches Argument gegen Satan? Nun, der Satan weiß das, und darum versucht er immer, die Juden von solchen Feiern abzuhalten. Darum bestehe ich auf meiner Bedingung: Ich nehme nur teil, wenn ich vorher weiß, dass jede Mizwa von einer schönen Feier begleitet wird. Dann muss Satan den Mund halten.“