Parschat Beschalach

Chabad Lubawitsch München

Was hat Er in letzter Zeit für uns getan?

Wie würde ein moderner Psychiater die Menschen der Torah beschreiben? In Beschalach haben wir zum Beispiel einerseits den Pharao, einen Herrscher, der eine Reihe von Plagen hinter sich hat, die jeden anderen König zu Tode erschrecken würden, der aber sein Versprechen zum x-ten Mal vergisst und die Kinder Israel verfolgt, kaum dass sie Ägypten verlassen haben. Kein sehr vorbildlicher Herrscher.

Andererseits begegnen wir Flüchtlingen, die oft den Glauben an ihre Freiheit verlieren und ihren Ärger an Mosche auslassen, obwohl zahlreiche Wunder bewiesen haben, dass G–tt auf ihrer Seite ist.

Was also würde der Psychiater sagen? Dass diese Menschen Tatsachen verdrängen. Wie viele Beweise brauchen Sie, um zu begreifen, a) dass es einen allmächtigen G–tt gibt, b) dass er etwas Bestimmtes von Ihnen verlangt und c) dass es unklug ist, sich ihm zu widersetzen?

Nur Mosche behält seine Würde und seinen Glauben, obwohl selbst er später schwankend wird, so dass G–tt ihn nicht ins Gelobte Land lässt.

Verdrängen Sie etwas? Leugnen Sie es nicht!

Der Luxus, der Sie umgibt, führt Sie in Versuchung. Sie vergessen sich selbst vor Wut. Sie handeln egoistisch. Sie kümmern sich nicht um Notleidende und spenden keine Zedaka.

Das alles beweist, dass Sie vergessen haben, was Er Ihnen gegeben hat, und dass Sie sich von der Torah entfernt haben. Aber Er vergibt Ihnen und nimmt Sie wieder gnädig auf, wenn Sie bereuen und den Funken G–ttes — Ihre jüdische Seele — nutzen, um sich zu läutern.

Das wissen Sie, weil Er Sie trotz Ihrer Fehler immer wieder segnet. Er braucht nicht Ihre Konkurrenten mit Krankheit zu schlagen oder Ihre Feinde zu zerschmettern. Es gibt Wunder genug: Ihre Gesundheit, Ihre Familie, Ihre Freunde, Ihre Umwelt, die hundert kleinen, aber schönen Dinge in Ihrem Leben und vor allem Ihre Fähigkeit, diese Schätze zu sehen (das muss man nämlich wollen). Das alles sind Wunder.

Wie würde der Psychiater Sie einschätzen? Verdrängen Sie etwas? Wenn Sie sich fragen, was Er in letzter Zeit für Sie getan hat, dann lautet die Antwort: alles. Es wäre töricht, daran zu zweifeln.

Der Standpunkt des Rebbe:
Gedanken und Einsichten des Lubawitscher Rebbe

Das größte aller Gebete ist das Gebet des kleinen Kindes. Wir beten zu einer erhabenen Idee vom unendlichen Licht oder zum wahren Wesen des Seins oder … Aber das Kind hat keine Ideen. Nur G–tt.

Leitgedanken

„Miriam, die Prophetin, die Schwester Aharons, nahm das Tamburin in die Hand“ (15:20).

Frage: 1. Anstatt zu sagen et hatof (das Tamburin), was auf ein bestimmtes Instrument hindeutet, könnte es doch heißen tof (ein Tamburin)? 2. Warum erwähnt die Torah hier, dass Miriam eine Prophetin war?

Antwort: Achtzig Jahre vor dem Kriat Jam Suf, der Teilung des Roten Meeres, befahl der Pharao, die jüdischen Kinder zu töten. Damals trennte sich Amram von seiner Frau Jochewed, denn er fürchtete sich, Kinder zu bekommen. Seine Tochter Miriam flehte ihn an, Jochewed wieder zu heiraten und sagte voraus, diese werde ein Kind zur Welt bringen, das die Juden aus dem galut befreien werde. Da Miriam beharrlich blieb, heiratete er Jochewed erneut. Es gab eine fröhliche Hochzeitsfeier, auf der Miriam und ihr jüngerer Bruder Aharon tanzten und die Gäste unterhielten (Sotah 12a). In den folgenden Jahren hing Miriam sehr an dem Tamburin, das sie auf dem Fest gespielt hatte, und sie trug es immer bei sich.

Als Mosche mit dem jüdischen Volk durch das Meer ging, war die Befreiung aus Ägypten vollzogen. Miriam sah, dass ihre Prophezeiung sich erfüllt hatte, und sie nahm voller Freude das Hochzeits-Tamburin und forderte alle auf, mit ihr zu feiern.

Theorie und Praxis

Kurz vor dem Sechstagekrieg gab der Rebbe den Anstoß zu einer „Tefillin-Kampagne“, um das Bewusstsein der Juden zu wecken. Er wollte diejenigen, die dazu verpflichtet sind, auffordern, an jedem Wochentag zum Morgengebet die Gebetsriemen zu tragen. Israels General Ariel Scharon besuchte den Rebbe bald danach und fragte ihn, warum er das Tragen der Gebetsriemen empfohlen habe und nicht ein schlichtes Gebet.

„Darf ich Sie fragen“, erwiderte der Rebbe, „warum Soldaten gründlich ausgebildet werden, ehe sie in den Kampf ziehen?“

„Nun, weil sie sonst nicht wüssten, wie man kämpft“, antwortete der General.

„Aber genügt es nicht, wenn sie Militärstrategie studieren? Warum brauchen sie eine praktische Ausbildung?“

„Man kann doch die Theorie nicht mit der Praxis vergleichen!“ meinte der General.

„Das Gleiche gilt auch hier“, sagte der Rebbe. „Gebete und gute Gedanken sind mit dem Studium der Strategie ohne praktische Ausbildung vergleichbar. Nur wer etwas tut, was seinen Verstand, sein Herz und sein ganzes Handeln mit G–tt verbindet, ist wirklich bereit, sich im Glauben an G–tt den Kämpfen des Lebens zu stellen.“