Parschat Balak: Wer hat die Macht?

Chabad Lubawitsch

Ein bekannter Witz handelt von einem Mann, der mit seinem Hund in ein Restaurant geht. Als man ihm sagt, der Hund müsse draußen bleiben, behauptet er, das sei ein besonderer Hund – er könne sprechen. Zum Beweis stellt er dem Hund drei Fragen: „Wie sagt man, wenn es weh tut?“ – „W-au!“ „Wie fühlt sich Sandpapier an?“ – „Rr-au!“ „Wie sehen die Tischtücher hier aus?“ – „Grr-au!“
Der Inhaber des Lokals wirft beide hinaus. Auf der Straße schaut der Hund den Mann an und knurrt: „Vielleicht hätte ich ,weiß wie Schnee‘ sagen sollen!“

Als G-tt uns die Herrschaft über die Erde anvertraute, wie viel Intelligenz blieb da noch für die anderen Lebewesen übrig? Weiß ein Hund mehr als Sie, wenn er einen bestimmten Raum nicht betreten will? Macht ein Affe sich wirklich über Sie lustig?

Balak, der Torah-Abschnitt dieser Woche, handelt von Balaams Esel. Balak ist König von Moab und ein Feind der Israeliten. Er lässt den Zauberer Balaam rufen, damit er ihm helfe, die Juden zu besiegen. Aber ein Zauberer ist nicht auf den Kopf gefallen; darum lehnt Balaam zunächst ab. Erst nach mehreren Aufforderungen steigt er auf seinen Esel und will nach Moab reiten. Doch der Esel, der einen Boten G-ttes vor sich sieht, bleibt stehen. Balaam schlägt ihn dreimal, bis das Tier sich hinlegt und sagt: „Warum schlägst du mich? Traust du mir nicht?“ Jetzt sieht auch Balaam den Engel. Später fordert Balak den Zauberer dreimal auf, die Juden zu verfluchen. Doch jedes Mal segnet Balaam sie, und schließlich gibt Balak wütend auf.

Macht, Herrschaft, Autorität … das hat nichts mit Weisheit zu tun. Der Instinkt der Tiere, die Einsichten der Kinder, der Rat von Angestellten haben ihren Wert. Seien Sie aufgeschlossen dafür. Glauben Sie nie, Ihre Ausbildung oder Ihre Position bedeute Unfehlbarkeit. Wir müssen von der Torah lernen, aber wir können auch von jenen lernen, über die wir Macht haben … manchmal sogar von einem Esel.

Der Standpunkt des Rebbe
Gedanken und Einsichten des Lubawitscher Rebbe

Die Herausforderungen des Lebens sind ein Training für die Seele. Sie bringen ihre innere Kraft zum Vorschein.

Leitgedanken

„Siehe! Ein Volk ist aus Ägypten gekommen, und siehe, es bedeckt das Angesicht der Erde“ (22:5).

Frage: Die ganze Welt wusste, dass die Juden Ägypten verlassen hatten. Warum musste Balak es Bilaam sagen?

Antwort: Als Jaakov und seine Familie nach Ägypten gingen, vermehrten sie sich wie durch ein Wunder. Der Pharao fürchtete, die Juden würden eines Tages das Land beherrschen, und darum rief er seine Berater Bilaam, Job und Jitro zu sich. Bilaam riet ihm, die neugeborenen Kinder der Juden in den Nil zu werfen und die Erwachsenen durch extrem harte Arbeit zu quälen (Sota 11a). Balak beklagte sich bei Bilaam: „Deine Idee ist gescheitert. Sie haben sich nicht nur vermehrt, sondern es ist ihnen sogar gelungen, Ägypten mutig zu verlassen. Da sie mich bedrohen, ist es deine Pflicht, etwas gegen sie zu unternehmen. Darum musst du sie verfluchen!“ Balak schickte Kundschafter zu Bilaam, um seine Forderung zu übermitteln, und er ließ ihm ausrichten: „Ulai uchal nake bo“ („Vielleicht werde ich sie dann besiegen“). Warum drückte er sich so unsicher aus? Hätte er Bilaam nicht mit größerem Selbstvertrauen ansprechen müssen?
Natürlich wollte Balak, dass Bilaam die Juden verfluchte. Aber er zweifelte selbst daran, dass es ihm gelingen werde.

Ein kleiner, kluger Junge

Rabbi Jehoschua, der Tana, ging einmal die Straße entlang und kam an eine Kreuzung. Er wusste nicht, welchen Weg er wählen sollte. Ein kleiner Junge kam vorbei, und der Weise fragte ihn: „Kannst du mir sagen, welche Straße in die Stadt führt?“ Der Junge zeigte auf einen Weg und sagte: „Diese Straße ist kurz, aber lang. Die andere …“ – er deutete auf einen anderen Weg – „… ist lang, aber kurz.“
Ohne zu zögern, nahm Rabbi Jehoschua die erste Straße, die „kurz, aber lang“ war. Bald sah er in der Ferne die Stadt. Aber der Weg war von eingezäunten Feldern und Obstgärten versperrt, so dass er einen langen Umweg hätte machen müssen. Also ging Rabbi Jehoschua zurück.
Der Junge war immer noch an der Kreuzung. „Mein Sohn“, schimpfte der Rabbi, „Hast du nicht gesagt, dieser Weg sei der kurze?“ Der Kleine schüttelte den Kopf. „Ich habe gesagt, er sei kurz, aber lang“, berichtigte er den Weisen. Jetzt verstand Rabbi Jehoschua, was der Knabe gemeint hatte. Er bückte sich und küsste ihn auf die Stirn. Dann sagte er: „Glücklich bist du, Israel, dass du so kluge Söhne hast – alte und junge!“