Chabad Lubawitsch
Haben Sie Angst vor dem Tod?
Viele Leute behaupten, sie fürchteten sich nicht vor dem Tod, sondern vor den Schmerzen bei Sterben. Andere fürchten sich vor dem Augenblick selbst und der Zeit danach, weil sie ihrer Meinung nach kein Leben geführt haben, das im Jenseits als heilig gelten könnte.
Einerlei, wie Sie zu Ihrem Tod stehen, es dürfte sich lohnen, darüber nachzudenken, was die Rabbis aus dem Tod von Nadab und Abihu, Aharons Söhnen, gelernt haben.
Im neuen Wochenabschnitt Achrej Mot („Nach dem Tod“) ist wieder von Aharons Söhnen die Rede, die von G-ttes Feuer verschlungen wurden, als sie zusammen das Allerheiligste betraten (davon berichtet Parschat Schemini). Die Weisen sagen, die beiden hätten kein Priestergewand getragen, sie seien nicht verheiratet und kinderlos gewesen und hätten somit gegen das Gebot „Seid fruchtbar und mehret euch“ verstoßen.
Aber wäre das alles ausreichend für ein derart hartes G-ttesurteil? Es gibt noch eine andere, vielleicht überzeugendere Erklärung für den Tod der beiden.
Warum hatten sie keine Kinder? Vielleicht lag es daran, dass sie sich in ihrem Eifer, G-tt zu dienen, von der Welt zurückzogen. Wenn ein Mensch ganz in seinem Streben nach spiritueller Ekstase aufgeht, können wir darin Egoismus oder absoluten Gehorsam vor G-tt sehen. Im ersten Fall will er seine eigenen Wünsche erfüllen, selbst wenn diese edel sein mögen. Im zweiten Fall will er G-tt nahe sein, aber auch in die Welt zurückkehren, um die Mizwot zu erfüllen.
Wenn Sie im Herzen die zweite Absicht hegen, also G-tt näher sein wollen, indem Sie sein Werk auf Erden vollbringen, dann ist der Sinn der Gebote erfüllt. Sie sind auf innige Weise religiös (am Schabbat und an den Festen), aber Sie nutzen diese Energie auch, um die Torah in der Welt zu verbreiten.
In diesem Zustand dürfen Sie das Heiligtum betreten und verlassen, denn Sie verstehen sowohl das Leben als auch den Tod. Sie haben keine Angst, vor G-tt gerufen zu werden, aber Sie freuen sich auch über die Aufgabe, die er Ihnen auf der Erde gestellt hat.
Der Standpunkt des Rebbe
Gedanken und Einsichten des Lubawitscher Rebbe
Niemand kann eine Mizwa allein erfüllen. In einer Mizwa verschmelzen Zeit, Raum und Bewusstsein. Wenn Sie zustimmend nicken, strömen unzählige Generationen durch Sie hindurch und fordern Sie auf zu handeln. Und zusammen mit Ihnen wird jede Seele unseres Volkes, einerlei wo sie sich befindet, mitgespült.
Leitgedanken
„Rechtschaffen sollst du über deinen Nächsten urteilen. Du sollst in deinem Volk kein Verbreiter von Gerüchten sein“ (19:15-16).
Frage: Wie hängen diese beiden pesukim zusammen?
Antwort: Wenn sich zwei Juden streiten, verlangt die Torah, dass sie mit ihrer Sache vor einen beit din gehen. Die selbst ernannten „Gelehrten“ in der Gemeinde versuchen dann sehr oft, den Ausgang des Verfahrens vorauszusagen, und sie erklären, wie sie urteilen würden. Wenn das Urteil verkündet ist, machen sich manche dieser „Gelehrten“ leider über den Beit Din lustig. Sie erzählen dem Unterlegenen, die Rabbis hätten zu Unrecht gegen ihn entschieden.
Darum wendet sich die Torah sowohl an die Rabbis als auch an die „Experten“. Zu den Rabbis des Beit Din sagt die Torah: „Rechtschaffen sollst du über deinen Nächsten urteilen“, und zu den „Gelehrten“ sagt sie: „Du sollst in deinem Volk kein Verbreiter von Gerüchten sein.“
Der rechte Weg
In der Nähe von Lubawitsch lebte ein Chassid, der seine Tochter mit einem sehr begabten Torahgelehrten verheiratet hatte. Der stolze Schwiegervater versprach, für die Jungvermählten zu sorgen, damit der junge Mann sich ganz seinen Studien widmen könne.
Doch nach einiger Zeit geriet der vielversprechende Gelehrte in schlechte Gesellschaft. Er vernachlässigte seine Studien und kam vom rechten Weg ab. Mit großer Mühe überredete der enttäuschte Schwiegervater den jungen Mann, Rabbi Menachem Mendel, den dritten Lubawitscher Rebbe, aufzusuchen.
„Sag mir“, wandte der Rebbe sich an das junge Genie, dessen neue Interessen auch Pferderennen einschlossen, „was ist an einem schnellen Pferd so großartig? Nehmen wir an, es ist fünfmal so schnell wie ein normales Pferd – aber wenn es den falschen Weg wählt, enternt sich sein Reiter immer weiter vom Ziel, und zwar fünfmal so schnell!“
„Ihr habt recht“, sagte der junge Mann. „In diesem Fall wird die Schnelligkeit zum Nachteil.“
Die nächsten Worte des Rebbe drangen dem jungen Mann ins Herz: „Aber vergiss auch nicht: Sobald das schnelle Pferd merkt, dass es vom rechten Weg abgewichen ist, kann es viel schneller als seine schwächeren Brüder auf diesen Weg zurückkehren.“