Paraschat Dewarim

Rabbiner Z. E. Alonie

Schalom liebe Freunde!

Mit dieser Parascha beginnt das Fünfte Buch Moses, dass manche auch sekundär zur Thora sehen, weil hier die vorrangegangenen Bücher wiederholt werden. Bevor Mosche Rabejnu uns verlässt, erinnert er das Volk Israel nochmals an alles, in der Hoffnung, dass sie sich verbessern werden, obwohl zugleich er sagt: „auch zu meinen Lebzeiten habt ihr das Wort G’ttes verleumdet und nach meinem Tod…“.Trotzdem, wie ein guter Rabbiner seien soll, redet er noch einmal über die Dinge – „Dwarim“.

Ein Faktum, dass unsere Aufmerksamkeit weckt, ist die Tatsache, dass Mosche diese Rede hält, nachdem er den Emoriter-König Sichon und Baschans König Og geschlagen hat. Was haben diese Ereignisse mit der Rede zu tun? Wir wissen ja, dass Mosche am Ende der Wanderung im vierzigsten Jahr zu seinem Volk sprach?

Die Antwort ist einfach. Mosche spricht zum Volk, diesmal aber nicht als Lehrer und Erzieher, sondern vielmehr als Militär und Oberbefehlshaber. Es ist seit je her der Weg der Menschen, die Worte ihrer Rabbiner oder Lehrer nicht immer mit dem gebotenen Respekt anzunehmen und zu verarbeiten. Was weis „er“ den schon von Fragen der Sicherheit, was wissen „sie“ denn schon über die Probleme der Jugend? Sind sie mit ihren überkommenen Meinungen nicht längst veraltet und überholt?

Da kommt die Thora und sagt uns, dass Mosche nicht nur ein geistiger Führer ist, sondern er ist auch derjenige gewesen, der Sichon und Og geschlagen hat. So hat also seine Rede eine doppelte Gewichtigkeit, den er ist eben mehr als ein Rabbiner und Lehrer.

Viele Erklärer und Kommentatoren der Thora haben sich mit der von Mosche verwendeten Diktion seiner letzten Rede beschäftigt. Jetzt, kurz bevor er von uns geht, nachdem alle Wunder über dem Volk geschehen sind und die Kinder Israel so nah vor den Einzug in das versprochene Land stehen, ist die Zeit reif für eine Rede, die in ihrem klugen, weisen, sanften, erweckenden und bisweilen auch herben Zungenschlag noch einmal das ganze Volk ermahnen will.

„Schaut her, ich gebe vor euch das Land…“ – das Land Israel. Es ist ein sehr feines Land, dessen Wohlergehen von seinen Einwohnern – die Juden – abhängt, wenn Sie nur das tun, was G’tt ihnen sagt, und wenn sie nur den Weg ihrer heiligen Väter einschlagen. „Ihr seid heute wie die Sterne am Himmel…“ Das Volk Israel ist dem Sand und mit den Sternen verglichen worden, wenn uns die Gojim mit Scham überschütten und probieren uns in Grund und Boden zu beschämen, kommt der liebe G’tt und erhebt uns in die Höhe, wie es steht: „Haschiwejnu Haschem elecha wenaschuwa, Chadesch Jamejnu Kekedem“, (aus den Worten Chasal’s).

Der Zadik Rabbi Israel aus Rusin fragt: was hat Mosche Rabejnu hier dem Volk sagen wollen? Nur Thoraworte und Erziehung. Und was waren denn die Worte, die er an diesen Tagen sagte? Er hat uns schöne Geschichten erzählt von der Wanderung in der Wüste. Aber im Augenblick der Erzählung hat er seine erzieherischen Lektionen erteilt und seinem Volk die nötigen Ermahnungen mit auf den Weg gegeben.

Mit seiner Rede zeigt uns unser großer Rabbiner, wie man sein Anliegen in schöne Geschichten und Erzählungen verpacken kann, um dem Volk Thora und Erziehung zu vermitteln. Damit können die Leute etwas anfangenden, dies erleichtert ihnen die Botschaft zu verstehen, dies können sie akzeptieren und mit Liebe und Neugier lernen.

Der Admor von Gur pflegte zu sagen, dass das Buch Dewarim den Tfilin des Armes ähnelt, wo alle seine Abschnitte in einem Häuschen konzentriert sind. Dahingegen die anderen vier Bücher Moses den Tfilin des Kopfes ähneln, wo ja die vier Parschijot in vier Fächer geteilt sind. Und das fünfte Buch Moses nennt man Dwarim, weil es am Anfang und am Ende harte Worte beinhaltet, die den Zweck haben, das Herz des Juden an die Thora zu binden, wie die Tfilin des Armes, die man in die Nähe des Herzen bringt, um die Mitzwa zu erfüllen.

„Der liebe G’tt, G’tt euer Väter, wird euch tausend Mal mehr belohnen…“ Was hat Mosche hier gesehen, was hat ihn veranlasst, das Volk auf diese Weise zu segnen? Man erzählt sich, dass der „Chose“ aus Lublin, während er einmal zu Tisch saß, plötzlich anfing, sich fürchterlich zu beschimpfen, als ob er ein großer Sünder und Krimineller sei. Als die Chassidim das hörten, bekamen sie es mit der Angst zu tun und jeder dachte bei sich: Wenn der Rebe schon so mit sich selber schimpft, wer sind wir und was soll mit uns dann erst passieren? Als der Zadik ihre Nervosität bemerkte, hörte mit den Beschimpfungen auf und sagte: G’tt soll euch helfen, dass eure Enkel nicht schlechter werden sollen als ich es bin.

Auch Mosche bemerkte, das dass Volk durch seine Rede irritiert war, und die Menschen mit gebrochenen Herzen da standen. Da sagte er: Obwohl ich euch harte Worte zusprach hoffe ich, dass so Juden wie ihr sich vermehren werden (aus „Maajanot Netzach“).

Ich wünsche ihnen einen Schabat schalom umeworach.

Rabbiner Z. E. Alonie