Moadim weChagim leSimcha: Sukkot, das Laubhüttenfest

Wenige Tage nach den sehr „spirituellen“ hohen Tagen (Elul, Rosch haSchanah, Jom Kipur), folgt das eher dem weltlichen Wohlergehen zugewandte Fest der Hütten, das Sukkot.

Es ist ein schon in der Torah erwähntes Fest am Abschluss der Erntesaison und eines der drei Wallfahrtsfeste (Schloschah Regalim), die mit einem Aufstieg zum Tempel in Jerusalem begangen wurden. In vaJikra / Lev / III.BM 23.39-40 lesen wir:

…“Am 15. Tag des siebten Monats, wenn ihr den Ertrag des Landes erntet, feiert sieben Tage lang ein Fest für G’tt. Am ersten und am achten Tag sollt ihr ruhen. Am ersten Tag sollt ihr euch die Frucht eines prächtigen Baumes nehmen und Palmzweige, Zweige von dicht belaubten Bäumen und von Bachweiden und sieben Tage lang in der Gegenwart des Ewigen, eures G’ttes, fröhlich sein“.

An Sukkot sollte sich jeder in Erinnerung rufen, daß es einmal eine Zeit gab, wo Israel ein besitzloses Nomadenvolk in der Wüste war und keinen Ernteertrag hatte. Dies soll den Menschen zu verstärktem Dank und Anerkennung für die Gaben G’ttes bringen. Deswegen wurde die Errichtung einer „Laubhütte“ angeordnet mit dem biblischen Gebot, während des Erntedankfestes in dieser Hütte zu wohnen.

haSukka

Die Sukka (die Hütte) darf kein beständiger Bau sein, sie soll an die notdürftigen Behausungen des Übergangs des Volkes Israel während der Wanderung in der Midbar Sinaj erinnern. Die Wände können aus jedem Material (Holz, Zeltplane, gespannte Decken etc.) bestehen, die Bedachung jedoch nur aus Laub und dies nur so dicht bzw. undicht, dass man ein wenig durchblicken und den Himmel sehen kann.

Wenn du deine Ernte auf deinem Felde erntest und vergessest eine Garbe auf dem Felde, so sollst du nicht zurückkehren, sie zu nehmen; dem Fremdling, der Waise und der Witwe soll es gehören, auf daß dich segne der Ewige dein G’tt in allem Werke deiner Hände.
Wenn du deinen Ölbaum schüttelst, sollst du nicht nachher noch die Äste ablesen; dem Fremdling, der Waise und der Witwe soll es gehören.
Wenn du Lese hältst in deinem Weinberge, sollst du nicht nachher Beeren klauben; dem Fremdling, der Waise und der Witwe soll es gehören.
Bedenke, dass du ein Knecht warst im Lande Mizrajim; darum gebiete ich dir diese Sache zu tun.

(haDewarim V.M, 24 19-22)

haLulaw und die vier Arten

In der Torah steht: „Am ersten Tag sollt ihr euch die Frucht eines prächtigen Baumes nehmen und Palmzweige, Zweige von dicht belaubten Bäumen und von Bachweiden“…

Dies deuten unsere Weisen als:

Lulaw = 1 Palmzweig
Etrog = 1 (besondere) Zitrusfrucht (haEtrog)
Hadasim = 3 Myrtenzweige
Arawot = 2 Bachweidenruten

Diese „Vier Arten“ werden gebündelt und zum Dankg’ttesdienst — Halel in die Synagoge gebracht. Der Feststrauß symbolisiert die verschiedenen Vegetationen im biblischen Israel:

1.) Tropische Gewächse (Palmen, Datteln)
2.) Veredelte Früchte (in Obstgärten kultiviert)
3.) Nicht zum Verzehr aber anderweitig nützlich (Duft- und Heilkräuter)
4.) Gehölz, brauchbar zur Benutzung, z. B. zum Feuermachen (Gebüsch und Dürrholz)

Am ersten und am achten Tag sollt ihr ruhen

Sukkot beginnt am Vorabend des 15. Tischrei (Erew Sukkot ist also der 14. Tischri) und dauert bis zum 21. Tischri. Für den ersten Tag des Festes (in den orthodoxen Gemeinden der Diaspora an zwei Tagen, in den nicht-orthodoxen Gemeinden wie auch in Israel nur an einem Tag), gilt das Arbeitsverbot für Jom tow.

Vor Festbeginn, am Erew Sukkot zündet die Hausfrau, nach Möglichkeit in der Sukka, die Lichter und spricht den entsprechenden Licht- („Baruch ata adonaj, Elohejnu Melech haOlam, ascher kidschanu beMizwotaw weziwanu lehadlik Ner schel Jom tow!“) und Dankessegen („…schehechejanu…“).

Danach geht man zum Abendg’ttesdienst. Der Gruß am Feiertag lautet: „Chag sameach!“ – „Frohes Fest!“ Bei der Rückkehr nach Hause (oder auch in der Gemeinde, wenn diese eine entsprechende Gemeindesukka eingerichtet hat) erfolgt die feierliche Begrüßung des Festtages in der Sukka, mit Feiertagskidusch und Segnung der Chalah vor der festlichen Mahlzeit.

… sieben Tage lang sollt ihr in der Gegenwart des Ewigen, eures G’ttes, fröhlich sein

Während der Sukkot-Tage wird vor der täglichen Hauptmahlzeit in der Sukka die folgende Brachah gesagt: „Gelobt seist Du, Ewiger unser G’tt, König der Welt, der uns geheiligt mit seinen Geboten und uns geboten, zu sitzen in der Sukka“.

Man soll auch nach der Mahlzeit in der Sukka beisammensitzen und, soweit es das Klima gestattet, sollte die Sukka während der Festwoche soviel wie möglich bewohnt werden, z.B. zur Einnahme der Mahlzeiten und zur Verbringung der Freizeit.

Am Morgen des ersten Feiertags findet ein feierlicher G’ttesdienst statt, mit Halel- (Dankespsalmen), und Torahlesung, sowie einem Mussaf (Zusatzgebet). Man bringt den Feststrauß in die Synagoge mit, hält ihn während des Singens des Halel in der Hand und spricht den Segen. Wenn der erste Tag von Sukkot auf einen Schabbat fällt, wird der Feststrauß nicht in die Synagoge gebracht. In liberalen Gemeinden bringt man den Strauß vor dem Feiertag in die Synagoge, in orthodoxen Gemeinden verlegt man den Lulaw-Segen auf den zweiten Tag von Sukkot.

Die Brachah über den Feststrauß lautet: „Baruch ata, …der uns geboten hat, den Feststrauß zu nehmen.“ Während der Brachah schwenkt man den Feststrauß in allen Himmelsrichtungen, zum Zeichen des Dankes für G’ttes Segen und Gaben in allen Bereichen der Natur.

Hoshanoth an der Kothel

Am Ende des G’ttesdienstes folgen die Hakafoth, d.h. Rundgänge um die Bimah (Torahpult) der Synagoge. Man hält dabei den Feststrauß in der Hand und singt das Bittgebet „Hoschana!“. Hilf uns, errette uns, für Gedeih und Wohlstand. Die Hakafoth (Rundgänge) erinnern an die Feierlichkeiten zu Zeiten des „Zweiten Tempels“ in Jerusalem, wo die Bauern um reichlichen Regen baten.

Chol haMoed

In Israel und den meisten liberalen Gemeinden der Diaspora wird nur der erste Tag von Sukkot als Jom tow gefeiert. Zwischen dem ersten Tag (bzw. dem zweiten Tag, bei orthodoxen Gemeinden der Diaspora) und der Abschlußfeier (16/17.- 21.Tischri) liegen die Halbfeiertage (Chol haMoed).

An Halbfeiertagen sollen aufschiebbare Arbeiten nicht ausgeführt werden, in Beruf und Geschäft soll dies aber zu keinen Einbußen führen. Die Morgen-G’ttesdienste enthalten spezielle Passagen, wie Torah-Lesung und Zusatz-Halel. Außerdem finden Hakafoth mit dem „Hoschana!“ statt (nicht am Schabbat Chol haMoed).

Hoschana rabah

Der letzte der Halbfeiertage (also der siebte Tag von Sukkot) heißt „Hoschana rabah“, da an diesem Tag sieben Hakafoth (Rundgänge um die Bimah, mit Hoschana und den „vier Arten“) stattfinden.

Schmini Azereth

Der Achte (Schmini) zum Abschluß (Azereth), das ist der 8.Tag von Sukkot (in der Diaspora auch der 9. Tag) ist ein Feiertag für sich und beginnt auch wieder am Vorabend. Er hat keine besonderen Zeremonien oder Rituale. Er wird jedoch wie jeder Feiertag begrüßt mit Festlichtern, Kidusch Schehechejanu. Es gilt das Ruhegebot für Jom tow. Das Mussaf (Zusatzgebet) enthält die Tfilat haGeschem, eine besondere Bitte um Regen. Etliche Gemeinden halten ein Jiskor, eine Totengedenkfeier.

Simchat Torah

Am Abend des Schmini Azereth beginnt Simchat Torah, das Fest der Torahfreude. Dieses wird erst seit dem 9. Jahrhundert explizit gefeiert. Seit jeher findet zu diesem Zeitpunkt jedoch der jährliche Zyklus der Paraschot, der wöchentlichen Torahlesungen, seinen Abschluß.

Simchat Torah folgt direkt auf Schmini Azereth, d.h. ein Feiertag folgt dem nächsten. Beim Lichtzünden wird deshalb Feuer von einer bereits vorhandenen Flamme genommen – nach Einbruch der Dunkelheit, denn an Feiertagen ist es nicht erlaubt neue Flammen zu erzeugen.

Der Segensspruch lautet wie immer: „Gelobt seist Du, Ewiger, unser G’tt, König der Welt, der uns geheiligt mit seinen Geboten und uns geboten hat, die Kerze des Festtages zu zünden“. „Baruch ata Adonaj, Elohejnu Melech haOlam, ascher kidschanu beMizwotaw weziwanu lehadlik Ner schel Jom tow!“

Die letzte Passage der Torah (der Abschluß des Buches haDewarim, das V. Buches Mose) wird gelesen und die erste Passage des Buches beReschith (das I. Buch Mose) folgt.

Zur Feier des Tages werden (schon am Erew Simchath Torah) alle vorhandenen Torahrollen, aus dem Aron haKodesch herausgehoben und unter Tanz und Gesang finden sieben Umzüge statt. An diesen Hakofoth nehmen auch die Kinder teil, anstelle der Torahrollen tragen sie Fähnchen mit Abbildungen der Torah. Am Morgen des Simchat Torah werden die Umzüge wiederholt. Anschließend findet die feierliche Beendigung der Torahlesung (diese ehrenvolle Aufgabe nimmt der zur Lesung aufgerufene Chatan Torah „Bräutigam der Torah“ wahr) und gleichzeitig der Neubeginn der Lesung (diese ehrenvolle Aufgabe nimmt der zur Lesung aufgerufene Chatan Berschith „Bräutigam am Anfang“ wahr) mit dem 1. Buch der Torah statt.

Durch die Zuweisung der Funktion der Chatanim ist es der Gemeinde möglich, einzelne Mitglieder in besonderer Weise Ehre zu erweisen, grundsätzlich wird an diesem Tage aber jeder am G’ttesdienst teilnehmende Mann zur Torahlesung aufgerufen! Ebenso werden alle Kinder unter dem Bar Mizwa-Alter gemeinsam zur Torahlesung aufgerufen, dies unter der Aufsicht eines Erwachsenen, der die Ehre hat Chatan kol haNe’arim („Bräutigam aller Jugend“) zu sein. Er beschenkt die Kinder anschließend mit Süßigkeiten und soll ihre Liebe zur Torah fördern. Die drei Chatanim bewirten anschließend die gesamte Gemeinde, falls dazu nicht die Synagogengemeinde insgesamt einlädt.

Nach der Feier geht man zu Kidusch und Mittagstisch, am Abend, d.h. nach Einbruch der Dunkelheit wird die „Festwoche“ durch die „Hawdalah“ abgeschlossen.

In Israel und den meisten liberalen Gemeinden der Diaspora werden Schmini Azereth und Simchat Torah als ein Feiertag begangen. Bereits am Abend des letzten Halbfeiertages (Hoschana rabah) finden Torahumzüge mit Gesang und Tanz statt. Am Morgen des 22. Tischri (in der Diaspora Schmini Azereth) wird dann die Tfilat haGeschem als auch der Jiskor abgehalten und direkt anschließend beginnen die sieben Hakafoth mit den Torahrollen. Besonders in Israel hat es sich eingebürgert, die Feiern mit musikalischen Darbietungen zu krönen. Zur Hawdalah finden Hakafoth häufig im Freien statt. In den Höfen der Synagogen und auf größeren Plätzen spielen Kapellen, es wird zu Tanz und Gesang gebeten.