Hollywoodstars und die jüdische Mystik – Madonnas Irrglauben

Von Ron Atzmon

Früher sang sie noch als „Material Girl“, dann präsentierte sie sich gerne als „Spiritual Girl“ — Madonna lernt Kabbala.

Seit Jahren interessiert sich die amerikanische Sängerin für die jüdische Mystik. Und kürzlich war Madonna mit den US-Filmstars Ashton Kutcher und seiner Frau Demi Moore in Israel – um Rosch Haschana zu feiern. Die schlagzeilenträchtige Beschäftigung der Hollywood-Größen mit der Kabbala löst in jüdischen Kreisen meist Kopfschütteln aus.

Doch hat dieses Phänomen mehrere Aspekte:

Einerseits die Befürchtung, dass durch die Kommerzialisierung die Lehren des Judentums und der Kabbala billig gemacht und völlig verzerrt dargestellt werden.

Andererseits wird dadurch deutlich, dass das Judentum sich nicht nur an Juden sondern als Lehre an die gesamte Menschheit richtet. Das bedeutet nicht, dass man Konvertiten sucht oder versucht, zu missionieren. Aber dem Judentum zufolge sind die Lehren G-ttes, die in der Tora offenbart wurden, für alle Menschen gedacht.

Durch diesen Trend zur Popularisierung sehen wir, dass Menschen, die keinen Kontakt mit dem Judentum an sich haben, verschiedene Elemente für ihr persönliches Leben übernehmen.

Die großen Toralehrer haben schon vor hunderten Jahren vorhergesagt, dass in der messianischen Ära die tiefen Dimensionen des Judentums, die Kabbala und die esoterischen Teile dieser Lehre, solche Verbreitung finden werden, dass selbst Leute, die nichts mit dem Judentum zu tun haben, sich damit beschäftigen.

Kabbala für Nichtjuden?
Warum nicht.

Nur muss das Lernen und Praktizieren diese Lehre einhergehen mit guten Taten, einem Leben nach den Anweisungen der Tora. „Pick and choose Judaism“ geht nicht. Das führt zu solchen Ergebnissen, wie wir es bei diesen Stars sehen, die Teile der Kabbala übernehmen für ihre neue Welttour oder die eben diese Dinge in einer Art und Weise präsentieren, wie es nicht geschehen sollte. Kein Zweifel: Wenn die Lehren der Tora und der Kabbala richtig angewandt werden, können sie jedem helfen, mit den Herausforderungen seines Lebens besser umzugehen und sein eigenes Potenzial besser zu entfalten.

Doch damit verbunden ist folgende Vorstellung: Dass die Lehren der Kabbala wie eine Flüssigkeit sind. Man braucht Gefäße, um es aufzubewahren, damit es nicht verloren geht. Und diese Gefäße sind die Mizwot. Wenn nun jemand versucht, Kabalah in seinem täglichen Leben zu integrieren, dann kann ein Studium bei verlässlichen Rabbinern nur Gutes bewirken.

Wer sich der Kabbala nähern will, für den ist das Studium des Chassidismus die beste Möglichkeit. Denn die chassidische Bewegung beruht im Inneren fast ausschließlich auf der kabbalistischen Lehre. Deshalb sind die chassidischen Texte für uns heute der beste Zugang. Ich denke hier eben nicht an den „Sohar“ oder den „Sefer haBahir“ oder andere kabbalistische Texte. Sondern an Texte, die vor rund 200 Jahren verfasst wurden. Das Buch „Tanja“, das es auch in deutscher Übersetzung gibt. Diese Texte sind so aufbereitet, dass der denkende Mensch des 21. Jahrhunderts, der in der westlichen Welt und Denkweise aufgewachsen ist, sehr wohl einen Zugang finden kann. Die Inhalte sind zeitlos und bereichern das Leben einer jeden Person.

Noch etwas ist nicht weniger wichtig: Ein Selbststudium ist nicht zu empfehlen, sondern erst einmal der Besuch eines Kurses oder Unterrichtes eines verlässlichen Rabbiners. Dafür kommen Kabbala-Center, in denen man für jeden Kurs oder jede Flasche geheiligten Wassers eine schöne Stange Geld zahlen muss, nicht in Frage. Was dort praktiziert wird, hat mit der ursprünglichen Lehre nichts zu tun. Die Betreiber dieser Zentren verstehen es, verschiedene Elemente, die sich kommerzialisieren lassen, als Eckpfeiler und Grundlagen dieser Lehre zu verkaufen.

Die meisten der Dinge, die dort verkauft werden, haben irgendeinen Bezug zur Kabbala, sind in dieser oder einer anderen Form geschrieben und gelehrt worden, Aber die Form, wie sie präsentiert werden und vor allem die enorme Bedeutung des Geldes in diesen Aktivitäten ist etwas, was der Kabbala diametral widerspricht. Das ist das Gegenteil von dem, was die Kabbala lehrt.

Die Kabbala lehrt, dass man die physische Welt heiligen soll, in dem man nicht ihr Untertan wird, sondern in dem man sie beherrscht. Das beginnt damit, dass man sich selbst beherrscht und versucht in Einklang und Harmonie zu leben mit der eigenen Seele und ihren Wünschen und dem eigenen Potenzial. Und wenn sie nun für teures Geld verkauft werden, ist das ein zynisches Ausnutzen von sehr tiefen und sehr wahren Lehren.

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