Josef Kastein – „Eine Geschichte der Juden“

Löwit 1938, Wien und Jerusalem

Albert Einstein
verehrungsvoll zugeeignet

11. bis 13. TAUSEND
NEUE ERWEITERTE AUSGABE

COPYRIGHT 1938 BY LÖWIT, WIEN UND JERUSALEM
DRUCK: JULIUS KITTLS NACHFOLGER, MÄHRISCH-OSTRAU

VORWORT ZUR II. AUFLAGE

In langsamer, aber stetiger Aufnahme hat dieses Buch seinen Weg zu den jüdischen Menschen hin gemacht, so dass jetzt eine neue Auflage erforderlich wird. In dieser Auflage sind gegenüber den früheren verschiedene Änderungen vorgenommen worden. Sie bedeuten keine Änderung der Grundeinstellung, sondern nur hier und da eine Ausweitung, so weit ich glaube, zu neuen Erkenntnissen gelangt zu sein, und hier und da eine Einschränkung, so weit ich glaubte, eine jüdische Geschichte nicht über Gebühr mit einem Material belasten zu sollen, das zwar alles Interesse verdient, aber doch weniger jüdische Geschichte und Problematik darstellt, als ich zunächst annahm.

Das gilt insbesondere für die Gestalten des Jeschu von Nazareth und des Saul von Tarsus. Es ist gerade darüber von christlicher Seite manche ernsthafte Äußerung an mich herangetragen worden.
Dass ich dennoch viele das Christentum betreffenden Stellen ausgemerzt habe, hat seinen Grund darin, dass die Durcharbeitung dieses Buches nicht mehr irgendwo in der Welt erfolgte, sondern in Palästina. Und hier, unter eigenen Bedingungen der Gemeinschaft, bekommt die Aggressivität der Welt einen immer belangloser werdenden Charakter.

Wir stehen vor eigenen und großen Aufgaben und werden immer freier, Feindschaften, welche Maske immer sie tragen mögen, zu ignorieren. Ein Volk im Aufbau kann mit dem Hass bauen, wie es Deutschland tut, oder mit der gelassenen Sicherheit des Glaubens, wie es der Jude tut. Es gibt eine Gerechtigkeit, die Saat und Ernte eines Tages in die richtige Relation bringen wird.

Die in der Nachbemerkung zur zweiten Auflage vorgesehenen Erweiterungen sind zum größten Teil nicht durchgeführt worden, weil ich in meiner sonstigen Produktion eine Reihe von Dingen glaube beantwortet zu haben, die noch zur Beantwortung standen. Ich hätte an einer formelhaften Wiederholung des schon einmal ausführlich Gesagten keine Freude gehabt, und wohl auch der Leser nicht. Was endlich die kurze Skizzierung der Vorgänge in Palästina anlangt, sei für weitere Beschäftigung mit dem Material und seiner Problematik auf das Buch »Jerusalem oder die Geschichte eines Landes« verwiesen, ebenfalls im R. Löwit Verlag erschienen.

Im Ablauf der jüdischen Ereignisse der letzten zehn Jahre habe ich immer nur eine Bestätigung der von mir vertretenen Thesen erblicken können. Es ist mir eine tiefe Genugtuung, dass — insbesondere durch die mehrfachen Übersetzungen in andere Sprachen — eine immer breiter werdende Schicht der jüdischen Jugend sich aus diesen Thesen ihre Begriffe vom Judentum aufbaut.

Haifa, Har haKarmel, August 1937.

Josef Kastein.