Gedanken zu Jom Kippur

Liebe und Wahrheit begegnen sich;
Gerechtigkeit und Friede küssen sich

Rabbi Schim’on sagte: Als G’tt – G’ttes Heiligkeit sei gepriesen! – den ersten Menschen erschuf, entstanden unter den Dienstengeln mehrere Gruppen und Parteien. Die einen sagten: „Er möge erschaffen werden.“ Die anderen sagten: „Er möge nicht erschaffen werden“. Deshalb steht geschrieben: „Liebe und Wahrheit begegnen sich; Gerechtigkeit und Friede küssen sich.“ (Ps 85,11)

Die Liebe sagt: „Er möge erschaffen werden, denn er wird Werke der Liebe vollbringen.“ Und die Wahrheit sagt: „Er möge nicht geschaffen werden, denn er ist voller Lügen.“ Die Gerechtigkeit sagt: „Er möge geschaffen werden, denn er wird Werke der Gerechtigkeit vollbringen.“ Der Friede sagt: „Er möge nicht geschaffen werden, denn er ist voller Streit.“ (Bereschis Raba 8,5)

Wo immer du die Fußspuren
eines Menschen

G’tt sagte zu Mose: „Siehe, ich stehe vor dir G’tt – G’ttes Heiligkeit sei gepriesen! – sagte damit: „Wo immer du die Fußspuren eines Menschen findest, da bin ich vor dir.“
(Mechilta, d.h. Richtschnur. Ein halachischer Midrasch (d.h. rabbinische Auslegung) aus dem 2.Jh. allg.Z. zum Buch Exodus, Rabbi Jischma’el zugeschrieben).

Wie die Wüste, das Feuer
und der Regen

Warum ist die Thora nicht innerhalb des Landes Israel gegeben worden? – Damit die Nationen der Welt keine Ausrede haben und sagen können: „Die Thora ist im Land Israel gegeben worden, deshalb nehmen wir sie nicht an.“ Darum also wurde sie in der Wüste, in einem Niemandsland, in aller Öffentlichkeit und in aller Offenheit gegeben. Drei Dingen gleicht die Thora: Der Wüste, dem Feuer und dem Regen. Denn wie diese Dinge für alle Lebewesen umsonst sind, so sind auch die Worte der Thora für alle Lebenwesen umsonst.
(Mechilta beChodesch 5)

Allein nach dem Maß
ihrer guten Werke

Ich bezeuge bei Himmel und Erde: Sei ein Mensch jüdisch oder nicht jüdisch, Mann oder Frau, versklavt oder frei – auf allen Menschen ruht der Geist G’ttes allein nach dem Maß ihrer guten Werke.
(Seder Elijahu Rabah, 10.Jh., auch Tanna dewe Eljahu oder Agadath Bereschith, Midrasch zum Sefer Bereschith)