Die erste Nacht von Rosch haSchanah

Am ersten Abend von Rosch haSchanah, nach dem Abendgebet wünscht man sich gegenseitig ein gutes Jahr. Man sagt:

„LeSchanah towah tikhatew vetechatem lealtar leChajim towim!!!“

Mögest du eingeschrieben und besiegelt werden, sofort, für ein gutes Leben.

Zu einer Frau sagt man:

„LeSchanah towah tikatwi vetehatmi lealtar leChajim towim!!!“

Warum wird die gleiche Wunschformel nicht auch am nächsten Tag wiederholt? Zadikim Gemurim – die vollkommenen Gerechten – werden ja sofort zum guten Leben eingeschrieben. Würde man die gleiche Formulierung wie am Vorabend anwenden, könnte dies bedeuten, dass der so Angesprochene kein Zadik Gamur ist. Es soll jeder seinen Mitmenschen als einen Zadik Gamur betrachten, sogar wenn dies nicht so scheint. Denn der Mensch beurteilt nur nach dem äußeren Eindruck, G“tt aber schaut ins Herz. Es könnte ja sein, dass diese Person Teschuwah in ihrem Herzen getan hat, dann wäre sie in der Tat ein Zadik Gamur!

Unsere Weisen, ihr Andenken sei zum Segen, sagten: „Simana Milta Hi – Zeichen haben eine Bedeutung“. So ist es am ersten Abend von Rosch haSchanah Sitte, während der Mahlzeit verschiedene Speisen zu essen, die durch ihre Beschaffenheit oder ihren Namen eine symbolische Bedeutung für ein gutes, angenehmes Jahr haben. Darum wird die Chalah, über die man Hamozi macht, in Honig getaucht. Hat man davon die vorgeschriebene Menge – von der Größe einer Olive – gegessen, so nimmt man einen Apfel und taucht auch diesen in Honig ein. Man spricht dann zuerst den Segensspruch „Bore Pri ha’Ez“, isst davon und anschließend „Jehi Razon … Es sei Dein Wille unser G“tt und G“tt unserer Väter, dass ein gutes und süsses Jahr für uns erneuert werden möge.“ Man soll dies erst nach dem Genuss des Apfelstückchens sagen, damit keine Unterbrechung zwischen der Beracha „Bore Peri ha’Ez“ und dem Genuss der Frucht entsteht.

Nun werden verschiedene Gemüsesorten verzehrt, deren Namen im Hebräischen oder auch in anderen Sprachen Andeutung und Symbolik für ein gutes neues Jahr sein könnten.

Hier einige Beispiele:

Lauch, aramäisch: Karti – Schejikartu Ojewecha – es mögen Deine Feinde ausgerottet werden… – Schejirbu Sechujotenu – unsere Verdienste mögen grösser werden.

Silka, aramäisch für Mangold – Schejistalku Ojewejnu – mögen unsere Feinde verschwinden.

Karotten, hebräisch: Geser – Schetikra Roa Gesar Dinejnu – Du mögest die Härte unseres Urteils zerreißen….

Man pflegt auch den Kopf eines Fisches zu essen, denn erstens sind Fische Symbol für Segen, und beim Genießen des Kopfes sagt man: „Es sei Dein Wille, dass wir zum Kopf werden und nicht zum Schwanz“, d.h. wir wollen die ersten sein und nicht die letzten.

Man bemühe sich, an diesem Tag nicht zornig zu sein, denn Zornausbrüche werden, auch während des ganzen Jahres, von unseren Weisen als schwerwiegendes, strafbares Vergehen bezeichnet. Doch am Rosch haSchanah soll der Mensch sich besonders davor hüten. Vielmehr soll er seiner Freude Ausdruck geben. Sein Herz sei erfüllt von gutem Willen und Liebe, als gutes Zeichen für ihn.

Man soll am Rosch haSchanah auch keine Nüsse essen, da sie Reiz im Hals hervorrufen.