Die Liebe G’ttes und die Liebe zu G’tt: Ani leDodi veDodi li!

Warum ist das Fest allgemein als ,“Pesach“ bekannt, und nicht, wie es in der Thora genannt wird, als „das Fest der ungesäuerten Brote“? Ein Vers aus Schir haSchirim deutet die Antwort auf diese Frage an: “Ich gehöre meinem Geliebten und mein Geliebter gehört mir.“
(Shir haShirim 6,3)

G’tt nannte diesen Tag „das Fest der ungesäuerten Brote“, um Israel zu preisen, das ihm in die Wüste gefolgt war, ohne zu warten, bis der Teig aufgegangen war, und ohne zu fragen, wohin es geführt werden würde.
Israel nannte diesen Tag „Pesach“ um G’tt zu preisen – G’ttes Heiligkeit sei gepriesen – denn G’tt zog an den Häusern der Kinder Israels vorüber und verschonte uns, während er die Ägypter schlug.
(Rabbi Levi Jizhak von Berditshew)

Was ist wahre Liebe zu G’tt?

Wahre Liebe zu G’tt ist, wenn man G’tt mit solch einer überwältigenden Leidenschaft liebt und die Liebe zu G’tt einen so gefangen nimmt, dass man krank wird vor Liebe, so wie ein verliebter Mensch ununterbrochen an den geliebten Menschen denkt, im Sitzen und im Stehen, beim Essen und beim Trinken. Noch mehr als das sollte die Liebe zu G’tt das Herz eines Menschen zu jeder Zeit erfüllen, denn es ist gesagt; „mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele.“ (Dtn 6,5)
Dies ist es, was Shlomo meinte, als er im Hohen Lied bildhaft sagte: „Ich bin krank vor Liebe.“ (2,5).
Und das ganze Hohe Lied ist ein Bild für diese Liebe zu G’tt.

(Maimonides, Hilchot T’shuwa 10,3)

Die wahre Liebe

Die wahre Liebe ist die, die jemand für einen geliebten Menschen empfindet, allein um seiner selbst willen…. Solche Liebe wird andauern, solange der geliebte Mensch lebt. Da G’tt ewig lebt, hört die Liebe zu G’tt niemals auf.

(Maimonides, Sefer ha-Ikarim 3,36)

Liebend und geliebt – in Ewigkeit

Im Hohen Lied begehren sich der Mensch, der liebt, und der Mensch, der geliebt wird, bis in alle Ewigkeit. Sie rufen einander zu, verlieren sich und suchen einander, finden und fallen sich in die Arme. So stehen in einer Welt ohne jegliche G’tter, frei von Mythen, zauberfrei, befreit von der Kraft der Magie, Mann und Frau allein in der Gegenwart der Liebe.

Die Beziehung eines jeden Menschen zu G’tt ist die der Liebe: Jeder begehrt den anderen und ruft den anderen, verliert ihn und sucht nach ihm, findet ihn und umarmt ihn, denn ihre Liebe hat kein Ende. ,,Mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt“.

Der allgemeine Charakter der Themen, die dem Hohen Lied zugrunde liegen – Schöpfung, Exil und der Triumph der Liebe – erlaubt oder unterstützt zumindest die vielfältigen Interpretationen, die verschiedene Ausleger diesem Text gegeben haben. Er wurde einerseits in seiner offenkundigen Bedeutung als profanes menschliches Liebeslied gelesen. Andererseits deutete man ihn als ein Bild für das Verhältnis zwischen G’tt und seiner Schöpfung. Schließlich konnte man ihn als eine mystische Hymne verstehen, die die Hochzeit der Seele mit G’tt feiert.

Diese drei unterschiedlichen Deutungen stehen auch uns noch immer offen. Töricht wäre, wer versuchen würde, einige von ihnen auszuschließen. Es wäre aber ebenso töricht, das Hohe Lied zu lesen, ohne sich das Bild der Liebe, das es enthält, selbst anzueignen, auf welcher Bewusstseinsebene auch immer; das Bild einer Liebe voller kosmischer Dimensionen und der ewigen Süße ihres göttlichen Wesens.

(André Chouraqui)

Die Nähe G’ttes

Unsere Thora besteht aus drei Elementen: der Ehrfurcht, der Liebe und der Freude. Jedes von ihnen bringt dich in die Nähe G’ttes.

(Jehudah haLevi, Kuzari 2,50)

G’ttesliebe und Menschenliebe

Die Liebe zu G’tt bleibt … nie ein Empfinden allein, sie gehört zum sittlichen Handeln des Menschen hin.

(Leo Baeck)