Die Lichter des Chanukkah

Eljahu Kitow, Sefer haTod’ah, Morascha Zürich

Womit werden Chanukkalichter entzündet?

Die Mizwa des Lichterzündens wird vorzüglich mit reinem Olivenöl und Baumwolldochten erfüllt, denn ihr Licht ist rein, und es erinnert auch an das Licht der Menora im Tempel, die mit Olivenöl angezündet wurde. Alle anderen Öle und Dochte sind ebenfalls erlaubt, wenn diese reines Licht erzeugen und nicht flackern. Lichter aus Wachs oder Parafin sind also ebenfalls erlaubt.

Der Leuchter, der für das Öl und die Dochte benutzt wird, soll ästhetisch aussehen. Als Material wählt man vorzugsweise Metall oder Glas. Leuchter aus Ton sollten nur benutzt werden, solange sie noch neu und schön sind. Sind sie aber durch den Gebrauch unansehnlich geworden, so soll er nicht mehr benutzt werden.

Ein Docht, der schon an einem Abend gebrannt hat, kann an den folgenden Abenden weiter benutzt werden. Dies gilt auch für unbenütztes Öl oder Kerzenreste.

Wie zündet man an?

Am ersten Abend zündet man ein Licht an, zwei am zweiten und so weiter bis zum achten Abend, an dem acht Lichter angezündet werden.

An einem achtarmigen Leuchter zündet man das erste Licht auf der rechten Seite am ersten Abend an. Am zweiten Abend fügt man zu seiner Linken das nächste Licht hinzu, und in dieser Weise fährt man fort bis zum achten Licht. Als erstes wird aber immer das hinzugefügte Licht angezündet, also von links nach rechts.

Der Grund für diese Reihenfolge ist, dass man dem neuen Licht den Vorzug gibt, und somit auch dem immer größer werdenden Wunder Ausdruck verleiht.

Die Lichter sollen so angeordnet werden, dass sie alle in gleicher Höhe stehen, keines soll höher oder niedriger sein, keines soll vor- oder zurückgesetzt sein, auch nicht in kreisförmiger Anordnung. Auch soll genügend Abstand zwischen einem und dem anderen Licht sein, damit durch die Hitze das Wachs nicht schmilzt.

Rabbiner Ehrenberg bei einer Chanukka-Feier in Berlin, © Margrit Schmidt

Am ersten Abend sagt man vor dem Anzünden drei Berachot:

»Baruch Ata Haschem Elokejnu Melech Haolam, Ascher Kiddschanu Bemizwotaw Weziwanu Lehadlik Ner Schel Chanukka«

»Baruch Ata Haschem Elokejnu Melech Haolam, Scheassa Nissim Laawotejnu, Bajamim Hahem Basman Hase.«

»Baruch Ata Haschem Elokejnu Melech Haolam, Schehechejanu, Wekijemanu Wehigianu Lasman Hase.«

Dann zündet man die Lichter an. An den darauffolgenden Tagen werden dann nur die zwei ersten Berachot gesagt. Wenn man aus irgendwelchen Gründen verhindert war die Lichter am ersten Abend anzuzünden, so sagt man »Schehechejanu«, wenn man zum ersten Male anzündet.

Es ist Sitte, ein zusätzliches Licht zu den jeweils vorgeschriebenen anzuzünden. Dieses Licht wird Schamasch – Diener genannt. Dieser Schamasch zündet die anderen Lichter an. Es ist nicht erlaubt, sich der Chanukkalichter zu bedienen, in ihrem Schein zu lesen oder anderes Licht an ihnen anzuzünden. Der Schamasch jedoch darf für all dies benutzt werden. Dieser Schamasch soll nicht in der gleichen Reihe stehen wie die Chanukkalichter, etwas abseits oder höhergestellt. Man sollte auch darauf achten, dass außer dem Schamasch noch ein zusätzliches Licht im Hause brenne.

Es ist auch Sitte, kein Chanukkalicht dazu zu benutzen, um ein anderes Chanukkalicht an der selben Menora anzuzünden. Zu diesem Zwecke sollte man nur den Schamasch oder ein anderes Licht benutzen.

Zur Zeit des Anzündens sollte die ganze Familie versammelt sein, um »das Wunder öffentlich zu verbreiten – Pirsum Hanes«. Nach dem Anzünden des ersten Lichts, während man nochdie übrigen Lichter anzündet, sagt man »Hanerot Halalu«. Nach dem Anzünden aller Lichter werden Chanukkalieder gesungen, je nach Familienbrauch.

Wo zündet man die Lichter an?

Unsere Weisen haben angeordnet, die Chanukkalichter am Eingang des Hauses zur Straßenseite zu, links vom Eingang anzuzünden – der Mesusa gegenüber. Sie sollen nicht tiefer als drei Tefachim -Handbreiten – über dem Boden stehen, aber auch nicht höher als zehn Tefachim. Hat man sie höher als zehn Tefachim, aber weniger als zwanzig Amot – Ellen – gestellt, hat man trotzdem die Mizwa erfüllt. Der Grund für diese Anordnungen besteht darin, dass nur in diesen erlaubten Grenzen Pirsum Hanes – die öffentliche Verbreitung des Wunders wirklich erreicht werden kann.

Seit einigen Generationen stellen die meisten Leute ihreChanukkalichter an ein Fenster, das an der Straßenseite liegt. Man soll sie jedenfalls nicht auf den Tisch stellen, weil dies kein Pirsum Hanes ist.

Wer in einem Hochhaus wohnt, und die Fenster seiner Wohnung mehr als zwanzig Ellen – ungefähr zehn Meter – über der Strasse liegen, sollte die Chanukkalichter an der Türe des meist benutzten Raumes links, also der Mesusa gegenüber anzünden.

Wann zündet man die Lichter an?

Chanukkalichter werden sofort nach Nacht, beim Erscheinen der Sterne angezündet. Ist man jedoch verhindert gewesen, dies zur rechten Zeit zu tun, kann man die Lichter noch während des ganzen Abends anzünden, dies aber, solange die übrigen Familienmitglieder noch nicht schlafen gegangen sind. Ist man aber gezwungen, das Anzünden noch länger hinauszuschieben, wenn alle schon schlafen und somit das Pirsum Hanes nicht stattfindet, so zündet man die Lichter ohne Beracha an. Ist jedoch die Nacht verstrichen, und man hatte keine Gelegenheit die Lichter anzuzünden, kann man erst am nächsten Abend die Mizwa wieder nach Vorschrift ausüben.

Eine halbe Stunde vor dem Anzünden der Lichter soll man nicht essen und keine alkoholischen Getränke zu sich nehmen. Wenn es Zeit zum Lichterzünden ist, sollte man sogar nicht mehr Tora lernen, bis man die Mizwa erfüllt hat. Sobald sich die Sterne am Himmel zeigen, verrichtet man das Maariwgebet – Abendgebet – und zündet an. In Jeruschalajim halten sich viele an den Minhag von Hagra – Gaon von Wilna – und zünden schon bei Sonnenuntergang, also schon vor Maariw an.

Die Lichter sollen eine halbe Stunde lang brennen. Darum sollte beim Anzünden genügend Öl im Leuchter sein; damit es für die vorgeschriebene Zeit ausreicht. Wer beim Sonnenuntergang anzündet, muss dafür sorgen, dass genügend Öl in der Menora ist, mindestens für eine Zeitspanne von 50 Minuten, damit die Lichter bei Nacht noch eine halbe Stunde brennen. Ist nun beim Anzünden zu wenig Öl in der Menora, und die Lichter brennen weniger als eine halbe Stunde, so hat man die Mizwa nicht erfüllt. Man darf auch während des Brennens kein Öl dazu gießen. Man muss dann die Lichter löschen, ein zweites Mal anzünden und die Beracha noch einmal sagen, denn die Erfüllung der Mizwa bezieht sich vor allem auf die dafür festgesetzte Zeit.

Hat man zu viel Öl in die Menora gegossen, so dass die Lichter länger als die vorgeschriebene halbe Stunde nach Nacht brennen, darf man sie löschen und das übrige Öl für den nächsten Abend verwenden. Wenn man vor dem Anzünden das übriggebliebene Öl für irgend einen anderen Zweck bestimmt hat, darf man es nach Belieben benutzen. Jedoch Öl und Dochte, die vom letzten Abend Chanukka übriggeblieben sind, dürfen für keinen anderen Zweck benutzt werden, es sei denn man habe diese schon beim Anzünden für andere Dinge bestimmt. Ein Licht, das während der obligatorischen Brennzeit von einer halben Stunde ausgegangen ist, muss man wieder anzünden, braucht aber nicht noch einmal Beracha darüber zu machen.

Solange das Chanukkalicht brennt, sogar nach der vorgeschriebenen halben Stunde, darf man es nicht benutzen. Man darf es auch nicht von seiner Stelle wegrücken, erst nachdem die Lichter ausgegangen sind.

Am Vorabend des Schabbat zündet man zuerst die Chanukka lichter an und dann erst die Schabbatlichter. Man muss dafür sorgen, dass genügend Öl in der Menora vorhanden ist, damit die Lichter nach Nacht noch eine halbe Stunde brennen. Zündet man mit Kerzen an, so müssen sie groß genug sein, damit sie bei Nacht noch vorschriftsmäßig weiterbrennen.

Am Schabbatausgang wird zuerst Hawdala mit Wein gemacht und erst dann werden die Chanukkalichter angezündet. Manche machen es umgekehrt, und soll es jeder nach Vätersitte ausführen.

Wer ist verpflichtet die Lichter anzuzünden?

Alle haben die Pflicht Chanukkalichter anzuzünden, Männer und Frauen. Auch ein Knabe ab neun Jahre ist dazu verpflichtet, es sei denn, man zündet für ihn an. Ein Sohn, der im Hause seines Vaters lebt und ein eigenes Zimmer hat, ist zum Anzünden verpflichtet. Ist dies nicht der Fall, so kann der Vater für ihn anzünden.

Ist ein Gast im Hause, so muss er selbst anzünden. Wenn er dies nicht tut, so ist er verpflichtet sich an den Kosten zu beteiligen, und ist er in diesem Falle seiner Verpflichtung nachgekommen.

In der Synagoge zündet man die Chanukkalichter zwischen Mincha – Nachmittagsgebet – und Maariw -Abendgebet – an. Wer in der Synagoge angezündet hat und auch die Berachot gemacht hat, muss zu Hause noch einmal mit Beracha anzünden. Das Lichterentzünden am Chanukka wird in jeder öffentlichen Versammlung vorgenommen, um die Pflicht von Pirsum Hanes zu erfüllen.

In der Synagoge werden die Chanukkalichter an die Süd wand gestellt. An einem Ort; an dem mehrere Leute die Chanukkalichter anzünden, soll man darauf achten; genügend Abstand zwischen einer und der anderen Menora zu halten, damit die Anzahl der Lichter an jeder einzelnen Menora deutlich erkennbar sei.

»Das Anzünden der Chanukkalichter ist eine besonders beliebte Mizwa. Man soll sie besonders sorgfältig erfüllen, um die Bedeutung des Wunders zum Ausdruck zu bringen, G’tt gebührend dafür zu preisen und Ihm für die Wunder zu danken, die Er uns erwiesen hat. Sogar wenn man von der Wohltätigkeit anderer Menschen abhängig ist, soll man sich Kleider ausleihen oder verkaufen, damit man sich damit Lampe und Öl anschaffen kann.«

»Besitzt ein Mensch nur eine Münze, und weiß er nicht, ob er sie für Kidduschwein für Schabbat oder für Chanukkalichter benützen soll, hat er den Chanukkalichtern Vorzug zu geben. Dass beides Anordnungen der Sofrim – Schreiber – sind, sollen die Chanukkalichter den Vorrang bekommen, da sie an das Wunder erinnern.« (Rambam, Hilchot Chanukka)

Einige Chanukkavorschriften

Während der acht Chanukkatage wird nach dem Schacharit gebet ganz Hallel gesagt. Ebenso wird in allen Tefillot (Schemone Essre) und im Tischgebet Al Hanissim eingeschaltet. Hat man während der Schemone Essre das Al Hanissim vergessen zu sagen, erinnert sich aber daran bevor man die Beracha am Ende von Modim gesagt hat, kann man dies noch nachholen. Hat man aber den g’ttlichen Namen in der Beracha schon ausgesprochen, so beendet man die Schemone Essre und braucht nicht noch einmal zu wiederholen.

In der Synagoge liest man »Paraschat Hanessiim«, in der berichtet wird, wie die Fürsten der 12 Stämme Israels bei der Einweihung des Altars im Stiftszelt die Opfer darbrachten. Man liest jeden Tag die Parascha der Darbringung eines Fürsten vor, wiederholt aber nicht mehr die am Vortage gelesene Parascha. Am achten Tag beginnt man mit der Parascha des achten Fürsten und fährt weiter fort zum Ende des Abschnittes, bis »Sot Chanukkat Hamisbeach«- dies ist die Einweihung des Altars‘ und es wird mit »Behaalotecha Et Hanerot« fortgefahren bis »Ken Assa Et Hamenora«.

Fällt Rosch Chodesch Tewet auf einen Schabbat werden im Tischgebet drei Einschaltungen hinzugefügt: AZ Hanissim für Chanukka, Rezej für Schabbat und Jaale Wejawo für Rosch Chodesch. Es ist dies das längste Tischgebet, das je gesagt wird.

In der Synagoge werden drei Torarollen ausgehoben. Man ruft 6 Männer für den Wochenabschnitt auf, ein siebter wird für die Vorlesung von Rosch Chodesch aufgerufen. Aus der dritten Torarolle wird die dem Tage entsprechende Parascha von Paraschat Hanessiim vorgelesen, und hierzu ruft man den Maftir – den, der die Haftara vorliest – auf. Die Haftara hat Chanukka als Thema. (Secharja, Kap. 2/14 – 4/7)

Während der acht Chanukkatage sind sowohl Trauerreden als auch Fasten verboten, jedoch ist es erlaubt, zur Arbeit zu gehen. Stirbt ein Gelehrter, kann für ihn eine Trauerrede gehalten werden.

Der Maharil – Jaakow Ben Mosche Möhlin -schreibt: »Es ist uns überliefert, dass wir am Chanukka, während die Lichter brennen nicht arbeiten, d.h. während der vorgeschriebenen Brennzeit von dreißig Minuten. Für diesen Brauch finden wir eine Andeutung in dem Wort Chanukka: Chanu, der erste Teil des Wortes bedeutet: sie ruhten, sie ruhten von der Arbeit aus und hatten Ruhe von den Feinden«.

Frauen haben dies als Verpflichtung auf sich genommen, und sollen nicht arbeiten, während die Lichter brennen. Der Grund, warum gerade die Frauen das strikte Arbeitsverbot auf sich genommen haben ist, dass gerade sie von strengen Verordnungen betroffen waren: es sollten nämlich die Mädchen vorihrer Hochzeit zuerst zu dem Herrscher gebracht werden. Außerdem wurde das Wunder durch eine Frau vollbracht. Die Tochter des Hohepriesters Jochanan war besonders schön und der tyrannische König begehrte sie. Sie tat so, als ob sie einwillige, und als sie zu ihm kam, gab sie ihm Käsegerichte bis er sehr durstig wurde. Dann gab sie ihm Wein zu trinken bis er betrunken war und einschlief. Dann köpfte sie ihn und brachte sein Haupt nach Jeruschalajim. Als die syrischen Soldaten sahen, dass ihr König umgekommen war, flohen sie. Aus diesem Grunde ist es auch Brauch, am Chanukka Käsespeisen zu essen.

Auch ist es Brauch in Öl gebackene Speisen zu essen, und dies als Erinnerung an den Ölkrug, der das Chanukkawunder symbolisiert.

Quelle: Eljahu Kitow, Sefer haTod’ah, Morascha Zürich