Der Sinn der Welt

  1. Der gute und wohltätige Schöpfer schuf die Welt und die lebenden Geschöpfe mit dem Ziel, Gutes zu tun, um sie an Seiner wahren Güte teilhaben zu lassen.
  2. Diese wahre Güte ist die Seligkeit, die Seine lebenden Geschöpfe erlangen, wenn sie Ihm anhaften, so fest sie können. Nur durch solche Hingabe können sie an Seiner Güte teilhaben.
  3. Damit man die Nähe zum Schöpfer aus eigenem Verdienst erlangen kann, denn nur so ist die Güte vollständig, bedarf es eines Wesens, das für seine Taten verantwortlich ist und somit auch eventueller Strafe unterliegt. Daher wurden in unserer Welt, in der Gut und Böse existieren, lebende Geschöpfe mit freiem Willen geschaffen, damit sie aus ihrem Ringen zwischen Gut und Böse heraus nach und nach Nähe zum Schöpfer erreichen und schließlich die »wahre Güte« als ihren Lohn erhalten.
  4. Diese lebenden Geschöpfe mit freiem Willen sind die Menschen. Die Welt wurde um ihretwillen geschaffen. Der Mensch wurde aus gegensätzlichen körperlichen und seelischen Merkmalen zusammengesetzt, einem guten Trieb und einem bösen Trieb. Die Fähigkeit, zwischen diesen beiden zu wählen, Böses zu überwinden und Gutes zu tun, ermöglicht dem Menschen eine Verbundenheit mit dem Schöpfer, der wahren Quelle des Guten, und dadurch die Erfüllung seines Auftrages in der Welt.
  5. Wenn nach einem lebenslangen persönlichen Ringen das Gute in einem Menschen Oberhand gewinnt, erlangt er die wahre Seligkeit in zweierlei Hinsicht: Die Freude und Belohnung in der Welt der Seelen, die der »Garten Eden« genannt wird. Diese findet nach dem Tode eines Menschen statt. Die Freude und Belohnung in der Kommenden Welt, die sich unserer Welt, welche auf 6000 Jahre begrenzt ist, anschließen wird. Beide Momente heißen »Die Kommende Welt«.
  6. Zusammenfassend kann man also ganz allgemein feststellen, daß sich die Welt des Menschen in zwei Bereiche aufteilen läßt: Eine Zeit der Arbeit und des Ringens diese Welt, und eine Zeit der Belohnung und des Glücks (oder der Bestrafung) die Kommende Welt.
  7. Doch auch in dieser Welt kann ein Mensch ein gewisses Maß an göttlichem Glück erlangen, indem er sich spirituell erhebt und durch Mittel, wie prophetische Schau und Torahstudium, sowie durch die Erhöhung, welche der Schabbat, die Feiertage und andere Gelegenheiten mit sich bringen, dem Schöpfer teilhaftig wird.

Rabbiner Eliahu Avichail: Judentum. Eine Einführung in die Grundlagen des jüdischen Glaubens und Gesetzes, Aus d. Hebr. von Meir Seidler, 110 S., Kovar Verlag, [Bestellen?]