Der Grosse Aufstand der Kanaim (66-70 Allg.Zt.)

Der Aufstand führte zu einer der größten Katastrophen der jüdischen Geschichte überhaupt. Von Anbeginn war er nicht unumstritten. Einer der bekanntesten Opponenten der Kanaim war Rabbi Johanan Ben Sakaj.

Nachdem die Befürworter des Aufstands (die Kanaim = Zeloten) die Stadt Irushalajim unter ihre Kontrolle gebracht hatten, nahm ihre Herrschaft in der inzwischen belagerten Stadt, immer fanatischere und diktatorischere Züge an. Jeder der zu Kompromissen und Friedensverhandlungen mit dem Feind bereit war, wurde mit der Todesstrafe bedroht.

Der babylonische Talmud bezeichnet die Eiferer als ‚die Räuber‘ und berichtet in Gitin 56: Es gab unter ihnen gewisse Räuber, zu denen sprachen die Weisen: „Wir wollen hinausgehen und Frieden suchen mit dem Belagerer“. Die Eiferer entgegneten: „Wir wollen lieber hinausziehen zum Krieg gegen sie!“
Darauf entgegneten unsere Weisen: „Dies wird nicht gelingen“. Da gingen die Räuber und verbrannten die Vorräte der Stadt Irushalajim, den Weizen und die Gerste, so dass der Hunger über die Stadt kam“.

Die Kanaim beabsichtigten die Bevölkerung durch die Hungersnot in noch größere Verzweiflung zu stürzen und damit zum Kampf aufzustacheln. Der kompromissbereite Raban Johanan Ben-Sakaj wurde als Verräter beschimpft und bedroht. Schließlich gelang ihm die Flucht aus der Stadt Irushalajim.

Dieser gelungenen Flucht und dem Verhandlungsgeschick Ben-Sakajs ist das Überleben des Judentums zu verdanken. Es gelang ihm nämlich dem römischen Feldherrn Vespasian das Versprechen abzuringen in der Stadt Jawneh, am Mittelmeer, eine Talmud Thorah Akademie zu errichten.

Während des Aufstands fanden nach Historiker-Schätzungen über 1.000.000 Juden den Tod. Es war dies die groesste Katastrophe der juedischen Geschichte vor der Shoah. Sie führte fast zur physischen und geistigen Vernichtung des jüdischen Volkes, zur Zerstoerung des zweiten Tempels und zur völligen Vernichtung der damaligen juedischen Staatlichkeit.

Nach Ansicht von späteren Weisen und Thorahkundigen lag die Ursache für das Scheitern des Aufstands weniger in der militärischen Übermacht der Römer, sondern vielmehr im grundlosen Hass ‚Sin’ath Hinam‘ (Joma 9b) der Juden untereinander, und im Mangel an ‚Ahawath Jisrael‘ (annehmende Liebe aller in Israel).