Achare Mot – Kedoschim

Lauder Beit Midrasch D´Berlin

(Tora: Wajikra 16:1-20:27, Haftara: Amos 9:7-15)

Beim Betrachten der Parascha Kedoschim stellen wir fest, dass hier ein breites Spektrum sehr vieler Mitzwot aus der ganzen Tora vorhanden ist. Außerdem wird manchmal diese Parascha auch als äquivalent zu den 10 Geboten bezeichnet, die sich in der Tat auch, in anderer Reihenfolge, hier wieder finden.

Auffallend ist, dass die 10 Gebote als Fundament des Judentums bekannt sind und der Rest der Parascha sich mit solchen Gegenständen befasst, wie z.B. Ethik (Wajikra 20:1-5) und Sexualmoral (Wajikra 20:10), die durchaus als allgemeine zentrale gesellschaftliche Werte anerkannt sind. So auch in Wajikra 19:9, wo uns befohlen wird, eine Ecke unseres Feldes beim Ernten für die Armen stehen zu lassen. Das „Stehenlassen“ dieser „Ecke“ ( hebr.: „Pea“), findet seine Anerkennung durch unsere Weisen in der ersten Mischnah im gleichnamigen Massechet „Pea“, in der dies mit vier anderen Tätigkeiten (z.b. Gmilut Chassadim, das Ausüben von Wohltaten) zu Sachen erklärt wird, die kein Mass haben ( d.h. deren Wert sich nicht beschreiben lässt).

Da die Verhaltensweisen, die hier genannt werden, zentrale Säulen jüdischen Denkens sind, ist es auch interessant, dass sich diese Parascha in der Mitte von Wajikra dem 3. der 5 Bücher Moses befindet. Sie ist also das „Zentrum“ der Tora (das erklärt wohl die vielen Verhaltensmaximen die hier gegeben werden).

Was auf den ersten Blick wie ein Zufall erscheint, erklärt sich beim Betrachten des zweiten Verses. Hier sagt die Tora: „Daber el-kol-adat-bnei Israel weomarta alehem kedoschim tehiu ki ani kadosch Haschem Elokechem“ („rede zur ganzen Gemeinde Israel und sprich zu ihnen heilig sollt ihr sein, denn heilig bin Ich Haschem, euer G-tt“).

Raschi kommentiert zu diesem Vers dass der Begriff „kol-adat-bnei Israel“ lehrt, dass dieser Abschnitt zu der ganzen Versammlung des Volkes mitgeteilt wurde, weil die meisten Grundsätze der Tora von diesem Vers abhängig sind. Nun ist es wohl auch nicht überraschend, dass sich etwa im Zentrum dieser Parascha das berühmte Zitat: „…weahawta lereacha kamocha…“ (liebe deinen Nächsten wie dich selbst) findet, das im Talmud schon von Hillel einem zukünftigen Juden gegenüber als Essenz der Tora geschildert wurde.
Die Tora verbindet hier ihr geistiges und ihr körperliches „Zentrum“! Kehren wir aber zurück zum vorherigen Vers. Was bedeutet der Term: „… heilig sollt ihr sein, denn heilig bin Ich, Haschem, euer G-tt“? Warum gibt G-tt diese Begründung?

Wir lernen hier, dass man durch (richtige!) Einhaltung der Mitzwot G-tt näher kommen kann, was das eigentliche Ziel dieser Welt ist. Im „Derech Haschem“ steht, dass der Mensch der Seele erlauben muss, von innen heraus den Körper so zu heiligen, dass Körper und Seele als Einheit in der Lage sind, die Belohnung, Haschem’s Nähe, empfangen zu können.

Eine andere Bedeutung ist in dem Wort „Kadosch“ selbst. Es bedeutet „heilig, erhaben“, aber auch „separat, getrennt“. Wir sollen getrennt sein so wie Haschem selber. So wie auf dieser Welt (leider) viel schlechtes passiert, und Haschem, obwohl Er in der ganzen Welt ist, davon „getrennt“ ist (unsere Weisen erklären, dass schlechtes nur die Abwesenheit von Haschems Güte ist), so sollen wir uns auch vom Schlechten dieser Welt trennen. Diese Parascha zeigt uns einen Weg, dies zu tun.

Die Wortwahl „…Haschem Elokechem“ am Ende des Verses lehrt uns noch etwas anderes. „Elokim“ ist der göttliche Name, der mit dem Attribut des Richtens in Verbindung gebracht wird. Wir sehen hier, dass wir uns am Ende nur vor Haschem zu verantworten haben. Das heißt wir können unseren Mitmenschen viel vorspielen, aber unsere wirkliche Intention kennt nur Haschem. Die Tatsache, dass wir am Ende vor ihm stehen, und nicht vor unseren Mitmenschen, sollten wir uns immer vor Augen halten.

Halacha – Das jüdische Gesetz

Die Tora befiehlt uns 49 Tage zu zählen, angefangen vom ersten Tag Pessach. Am zweiten Tag Pessach wird ein Brot aus Gerstenmehl im Tempel gebracht (Omer). Am fünfzigsten Tag nach dem Omer gebracht wurde, feiern wir Schawuot.

Es ist Brauch, sich während der Zeit des Omerzählens 33 Tage lang nicht zu rasieren und sich nicht die Haare schneiden zu lassen. Es gibt verschiedene Bräuche, wann genau diese 33 Tage sein sollen,. Ein Brauch ist es, sich am Rosch Chodesch Ijar (dieses Jahr 12.April) die Haare schneiden zu lassen und sie dann bis Lag Ba Omer stehen zu lassen, am Lag Ba Omer schneidet man sie sich wieder und lässt sie bis Erev Schawuot stehen. Andere wiederum lassen die Haare von Pessach bis Lag Ba Omer stehen, und von da an bis Schawuot lassen sie wieder normal schneiden. Ein weiterer Brauch ist, dass es nicht gestattet ist, in dieser Zeit zu heiraten. Lag Ba Omer aber ist ein Tag größter Freude, und wird mit besonderem Essen gefeiert.

„Hüte deine Zunge“

Jemand, der üble Nachrede spricht, begeht selber diese Sünde, und zwingt denjenigen zu sündigen, der diese hört. Die Weisen sagen: „Den Menschen zur Sünde zwingen ist schlimmer als Mord. Der Mörder unterbricht das Leben des Menschen nur in dieser Welt; derjenige, der den Anderen zu sündigen zwingt, nimmt ihm die künftige Existenz weg“ (Bamidbar Raba).

Es ist verboten im Gespräch mit jemandem auf die negativen Charaktereigenschaften eines anderen Menschen hinzuweisen. Auch ist es verboten auf irgendeinen spezifischen Fall der unangenehmen Erscheinungsformen der Charaktereigenschaft hinzuweisen (zum Beispiel „er hat sich geärgert“) oder zu verallgemeinern (zum Beispiel „er wird ärgerlich und gereizt auf Grund Kleinigkeiten“).

Solche Bemerkungen sind verboten, selbst wenn sie wahr und allgemein bekannt sind. Es ist möglich, dass dem Menschen selber die Schwere dieses Fehlers nicht in allen Auswirkungen bekannt ist. Am besten ist es mit ihm taktvoll zu sprechen, und ihm zu empfehlen, der unangenehmen Charaktereigenschaft zu entfliehen. Auf solche Weise kann man das Gebot erfüllen, den Menschen auf seine Mängel hinzuweisen, und ihm somit einen großen Gefallen tun.